Lausitzer Rundschau: Keine stabile Regierung nach der Wahl in Griechenland in Sicht
Cottbus (ots)
Nicht die Entscheidung der Griechen selbst, vielmehr die weltweite Aufregung, die sich um diesen Urnengang rankt, machten den Wahlausgang in Athen zum Drama. Jetzt, wo das Vorhersehbare feststeht und das EU-Mitglied weiterhin über keine stabile, belastbare parlamentarische Mehrheit verfügt, folgt der tatsächlich entscheidende Akt. Wenn die Börsen zunächst in Asien, dann in Europa, schließlich in den USA den Wahlausgang zu interpretieren versuchen, geht es nicht länger um die einige Hundert Milliarden, die im Zusammenhang mit der griechischen Staatsverschuldung und der Kapitalflucht aus dem Land infrage stehen. Diese Verbindlichkeiten sind zu verkraften, und wie sich Griechenland letztlich verhält, spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr darum, wohin am Montagmorgen angesichts der verbleibenden Unsicherheiten die Billionen, die rund um den Globus vagabundieren, gelenkt werden. Es geht um Spanien, Portugal und Italien und tatsächlich um die Zukunft des Euros. Aber darüber wird nicht in einer Wahl entschieden. Darüber wird in einem zähen Ringen zwischen der Politik und der Finanzwelt entschieden. Tatsächlich wird die Fixierung auf die Griechenland-Wahl nur verständlich vor dem Hintergrund der Verwirrung derer, die gerne als die Akteure auf den Märkten bezeichnet werden. Sie zeichnen sich allerdings weniger durch Aktionen als vielmehr durch zum Teil fast schon panische Reaktion aus. Sie suchten nach einem Fixpunkt, einer klar erkennbaren Tendenz. Erklärlich ist dieses irrationale Verhalten sicher teilweise durch den Schock, den die Lehman-Pleite auslöste. Tatsächlich aber geht es bei der Euro-Krise nicht in erster Linie um das Schicksal der Bankenwelt, sondern um die Frage, wie Staaten mit ihren Notenbanken reagieren. Da herrschen trotz der Verflochtenheit der Volkswirtschaften andere Mechanismen. Die Politik, allen voran die Bundesregierung, müsste eine Menge gravierender Fehler machen, um die Lage außer Kontrolle geraten zu lassen. Die USA, aber auch Japan haben mit einer weit über europäische Verhältnisse hinausgehenden Verschuldungspolitik Erfolg gehabt, ohne dass sich dies nachhaltig auf den Geldwert ausgewirkt hätte. Die Entscheidungsstrukturen in Europa, aber auch die deutsche Angst vor der Inflation haben bisher verhindert, dass bei der Euro-Krise eine ähnliche Lösung gesucht wurde. Dafür wird zumeist und, zumindest teilweise zu Unrecht, vor allem Angela Merkel die Schuld gegeben. Die Bundesrepublik hat schließlich bislang von ihrem Kurs profitiert. Wenn sie jetzt das rechte Maß zwischen dem Druck auf Reformen und wirksamen Wachstumsimpulsen finden sollte, wird schon bald keiner mehr über die verwirrenden Verhältnisse in Athen reden. Das Drama geht also weiter - allerdings auf einer anderen Bühne. Und die Chancen für einen guten Ausgang stehen nach wie vor nicht schlecht.
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