Lausitzer Rundschau: Was Energie Cottbus vom bitteren Aus der Nationalelf lernen kann
Der Wille entscheidet
Cottbus (ots)
Peng. Am Donnerstagabend sind die Titel-Träume der deutschen Nationalmannschaft geplatzt. Oder, nein! Wenn man ehrlich ist, dann ist die Luft aus dem Ballon der EM-Hoffnungen während der 90 Minuten gegen Italien ganz langsam entwichen. Also nicht Peng, sondern Pfffff. Es war ein seltsames Spiel - das von der Architektur des Misserfolgs irgendwie an den FCEnergie Cottbus der vorigen Zweitliga-Saison erinnerte. Dort stand eine Mannschaft mit einem der spielstärksten Kader auf dem Feld und brachte irgendwie kein Bein vors andere. Sie wirkte saft-, kraft- und harmlos. Auch wenn ein EM-Halbfinale kein Selbstläufer ist - dieser Auftritt war indiskutabel. Dass der Bundestrainer mit seinen Umstellungen in der Startelf eine Aktie an der verdienten Niederlage hat, ist wohl unbestritten. Dennoch ist es richtig, dass sein Konzept nicht grundsätzlich infrage gestellt wird. Joachim Löw hat ein Team geformt, das automatisch zu den Top-Favoriten der großen Turniere gehört. Seine Bilanz mit vier Halbfinale-Teilnahmen in Serie ist absolut bemerkenswert. Und dieser Totalausfall am Donnerstag war eine Eintagsfliege. Oder doch nicht? DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat recht, wenn er den Finger in einen kleinen Kratzer des löwschen Glanzes legt: In Sachen Spielkultur habe man aufgeholt, viele Teams sogar überholt. Doch dafür habe man einige Prozente in Sachen Mentalität verloren. Also an jenem Siegeswillen, für den Sammer als aktiver Spieler stand und der den deutschen Teams von jeher nachgesagt wird - oder besser gesagt: wurde. Denn am Donnerstag wollte nur Italien unbedingt gewinnen. Und im Spitzenfußball, in dem die Teams Kurzpass-Stafetten in Spielfilmlänge aufziehen können und die Angreifer, wie bei der EM gesehen, mit Volley-Hacke, Seitfallzieher oder Rückwärtskopfball treffen, sind Taktik und Technik so ausgereift, dass es kaum noch Unterschiede gibt - außer beim Willen. Der entscheidet. Was kann nun der FC Energie aus der deutschen EM-Pleite lernen? Wohl nicht mehr viel, den Hallo-Wach-Effekt haben die Cottbuser schließlich schon in der desaströsen Vorsaison erlebt. Dort wurde ihnen vorgeführt, dass man sich für Attribute wie "spielstark" oder "großes Potenzial" am Ende beinahe nicht mal mehr die Eintrittskarte für die 2.Liga kaufen kann. Für Rudi Bommer gilt deshalb bei der Formierung der neuen Zweitliga-Elf das Gleiche wie für Joachim Löw bei der Planung für die WM 2014: Die Mischung im Team muss stimmen. Neben Künstlern benötigt man auch Kämpfer. Denn egal ob Energie-Anhänger oder Deutschland-Fan - Spiele, in denen man ein leises "Pffff" hört, will niemand sehen.
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