Lausitzer Rundschau: Zum Transplantations-Skandal im Göttinger Klinikum
Cottbus (ots)
Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 1000 Patienten, weil für sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan zur Verfügung steht. Vielleicht könnte der eine oder andere von ihnen noch leben, wenn es bei der Zuteilung der dringend benötigten Leber, Lunge oder Niere stets mit rechten Dingen zugegangen wäre. Ist es aber nicht, wie der jüngste Skandal im Göttinger Universitätsklinikum zeigt. Durch ärztliche Manipulation wurden dort Patienten kurzerhand für kränker erklärt, um auf der Warteliste für ein Spenderorgan nach oben zu rücken. Für den verantwortlichen Arzt stand also nicht die medizinische Dringlichkeit im Vordergrund, sondern die dringliche Verbesserung seines finanziellen Fortkommens. Eine andere Erklärung dafür dürfte es kaum geben, zumal der hauptverdächtige Internist schon vorher wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit aufgefallen war. Der erschreckende Vorgang markiert nicht nur eine kaltschnäuzige Verletzung aller ethischen Normen, die dem Mediziner-Stand heilig sein müssten. Er torpediert auch sämtliche Anstrengungen der Bundesregierung, mit dem kürzlich verabschiedeten Transplantationsgesetz die ohnehin schon nicht sonderlich ausgeprägte Organspendebereitschaft in der Bevölkerung zu beflügeln. Warum sich dafür noch hergeben, wenn man vermuten darf, dass die Spende bei den Falschen ankommt? Und was soll eigentlich die Masse der Menschen denken, die auf ein lebenswichtiges Organ wartet, aber weiter vertröstet wird? Der Göttinger Fall hat viel Vertrauen zerstört. Um es wieder herzustellen, ist zuallererst eine brutalst mögliche Aufklärung der kriminellen Machenschaften notwendig. Und es braucht verstärkte Kontrollen in den Kliniken. Dafür bietet das neue Transplantationsgesetz übrigens eine gute Handhabe.
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