Lausitzer Rundschau: Zur Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft
Cottbus (ots)
Wieder einmal zieht der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft keine personellen Konsequenzen. Rainer Schwarz, der Hauptverantwortliche für das Debakel um den Hauptstadtairport BER, bleibt Chef des Unternehmens - obwohl er es war, der nach Erkenntnissen des Bundesverkehrsministeriums den Aufsichtsrat zu spät über Pleiten, Pech und Pannen beim Neubau des Großflughafens informierte. Obwohl er damit ein erhebliches Maß an persönlicher Verantwortung für das Debakel von Schönefeld trägt, das Berlin und Brandenburg nicht nur zum Gelächter halb Europas werden ließ, sondern auch die Haushalte Brandenburgs, Berlins und des Bundes in nicht absehbarer Höhe belastet. Und obwohl die Sonderermittler des Bundesverkehrsministeriums sogar dazu geraten haben, "haftungsrechtliche Konsequenzen" für Schwarz prüfen zu lassen. Dreister geht es nimmer. Nicht nur, dass die im Aufsichtsrat versammelten Spitzenpolitiker um Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck jegliche persönliche Verantwortung für das Flughafen-Desaster ablehnen. Nun stellen sie sich auch noch schützend vor einen der Hauptschuldigen. Wozu eigentlich sind die Sonderermittler eingesetzt worden, wenn man ihrem Rat nicht folgt? Will die Flughafengesellschaft so auch mit den Ergebnissen des Berliner Untersuchungsausschusses umgehen? Doch die Bereitschaft, nötige Konsequenzen nicht zu ziehen, scheint allmählich zu einer Spezialität des Flughafen-Aufsichtsrates zu werden. Was dramatisch ist, bedenkt man, dass die finanziellen Folgen des Flughafen-Desasters noch immer nicht genau bezifferbar sind. Enorme Schadenersatzforderungen der Fluggesellschaften stehen im Raum, dazu kommen jene der Unternehmer, die auf dem neuen Großflughafen investieren wollten. Und auch die finanzielle Situation des potenziellen Hauptkunden, der Fluggesellschaft Air Berlin, bietet nicht gerade Anlass zur Hoffnung. Zumal, falls die Brandschutzanlage nun noch einmal komplett umgebaut werden muss und es vielleicht sogar eine weitere Verzögerung bei der Flughafeneröffnung gibt. Nein, der Hauptstadtflughafen in Schönefeld bietet noch immer eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Um den Nebel zu lichten, um das Projekt zu einem Erfolg zu führen, bräuchte es Führungsstärke und Leitungskompetenz. Doch davon ist im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft derzeit nicht sehr viel zu sehen.
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