Lausitzer Rundschau: Hoeneß und sein Goldstück Nachricht über den Götze-Transfer hilft dem Bayern-Präsidenten
Cottbus (ots)
Dortmunds Mario Götze wechselt zum FC Bayern - für 37 Millionen Euro! Eine Nachricht, die in den Medien und an den Stammtischen nur von wenigen Ereignissen übertroffen werden könnte: Sicherlich ein toter Papst, wohl der Rücktritt der Kanzlerin - aber ansonsten wäre und ist dieser Transfer des begehrtesten deutschen Profis das Top-Thema schlechthin. Und das macht den Fall Götze so delikat. Er ist nicht nur Paradebeispiel dafür, wie die Fußballbranche funktioniert, sondern lässt auch erahnen, welche machtvollen Allianzen im Hintergrund Geschäfte machen. Die Verpflichtung ist für die Münchner nämlich nicht erst gewinnbringend, wenn Götze das erste Tor im Bayern-Trikot schießt. Schon die Nachricht ist Gold wert. Wohl nicht umsonst wird der Transfer genau dann öffentlich, wenn die Fußball-Republik ob der deutsch-spanischen Halbfinals in der Champions League und der Steueraffäre um Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß ohnehin schon hysterisch nach Luft schnappt. Den besten Dortmunder per Sofortüberweisung wegzuholen, ist eine Machtdemonstration sondergleichen. Typisch Bayern: die Gegner schwächen, die eigene Elf stärken - nicht zuletzt dank dieser Strategie stehen 23 Meistertitel in der Vitrine. Keine Frage, Götze zu verpflichten, ist sportlich absolut nachvollziehbar. Der künftige Trainer Guardiola bekommt mit dem 20-Jährigen den deutschen Fußball-Messi(as) - und kann ein System aufbauen, wie er es in Barcelona um den argentinischen Superstar perfektioniert hat. Für Fußball-Ästheten eine verheißungsvolle Vorstellung, Götze im ohnehin brillanten Bayern-Ensemble zu erleben. Doch es bleibt der äußerst fade Beigeschmack des Zeitpunkts der Veröffentlichung: Die "Bild"-Zeitung berichtete um Punkt Mitternacht exklusiv von dem Deal, der ihr womöglich direkt aus der Münchner Vereinsspitze gesteckt worden ist. Und die gäbe dieses Nachrichten-Goldstück garantiert nicht ohne Gegenleistung her. Es ist vielleicht wohlkalkuliert, dass nun bei Bayerns innerdeutschen Thronrüttlern in Dortmund ausgerechnet vor den wichtigsten Spielen der jüngeren Vereinsgeschichte große Unruhe herrscht. Doch das ist wohl sogar nur ein angenehmer Nebeneffekt. Es steht zu befürchten, dass die Münchner beim meinungsmachenden Stammtisch-Blatt eine Samthandschuhbehandlung in Hoeneß' Steueraffäre ausgehandelt haben. Der allmächtige Bayern-Präsident soll mit dem Springer-Konzern ebenso gut vernetzt sein wie in höchsten politischen und wirtschaftlichen Kreisen. Seine Macht geht offensichtlich weit über das Fußballgeschäft hinaus. Anders als dem Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff ist es ihm deshalb zuzutrauen, eine ähnlich gelagerte Affäre halbwegs unversehrt zu überstehen. Doch sollte Hoeneß den Fall Götze tatsächlich für seinen privaten Vorteil genutzt haben, hätte er erneut das getan, was er offenbar auch jenseits des Saubermann-Lebens mit den Millionen in der Schweiz gemacht hat: fragwürdige Geschäfte.
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