Lausitzer Rundschau: Viel zu viel vertane Zeit - Zum Start der BTU Cottbus-Senftenberg am Montag
Cottbus (ots)
Zumindest nach außen macht Birger Hendriks einen abgeklärten Eindruck. Der Gründungsbeauftragte für die neue BTU Cottbus-Senftenberg, die heute an den Start geht, strahlt Optimismus aus. Zuversicht bis hin zu einem Schuss Euphorie sogar, dass er die Cottbuser Universität und die Fachhochschule in Senftenberg aussöhnen könne. Ein guter Einstieg, der zumindest davon zeugt, dass Hendriks in nur wenigen Wochen erkannt hat, woran die Wissenschaftslandschaft in der Lausitz seit Jahren leidet. Kooperation steht nur auf dem Papier. Und dort, wo sie - wie bei Architekten und im Baubereich - funktioniert, wird sie für andere Bereiche als nicht übertragbar abgetan. Dass Hendriks damit auf der Wellenlänge von Ministerin Sabine Kunst funkt, dürfte ihm nicht gerade zum Vorteil gereichen. Nicht an der BTU. Denn dort ist Kunst unten durch. Der Ex-Präsident, Teile der Professoren- und Studierendenschaft werden ihr nie verzeihen, dass sie nach den Hochschul-Analysen des Landes kurzerhand von der darin empfohlenen Kooperation der Lausitzer Hochschulen auf Uni-Neugründung gepocht hat. Dabei ist das gar nicht so schwer nachzuvollziehen. Mehr als ein Jahrzehnt lang hat Potsdam darauf gedrungen, dass Cottbus und Senftenberg aufgrund der Parallelität zahlreicher Studiengänge enger zusammenarbeiten müssen. Das wäre auch ein Stück weit Zukunftssicherung für beide Hochschulen gewesen. Denn schon damals war die demografische Entwicklung mit immer weniger Studienanfängern absehbar. Schon damals stand die Forderung im Raum, die Durchlässigkeit an Hochschulen - bis hin zu Studienanfängern ohne Abitur - zu erhöhen. Und schon damals galt es, den Wissenschaftstransfer in die Region auszubauen. All das und noch vieles mehr im eingeleiteten Bologna-Prozess haben vor allem die Cottbuser schleifen lassen - das gehört auch zur Wahrheit. Insider geben heute unumwunden zu, dass beide Hochschulen von innen heraus auch in weiteren fünf Jahren nicht dazu in der Lage wären, die notwendige Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. Grundsätzlich mögen zwei Hochschulen für die Lausitz immer besser sein als eine. Aber wenn Birger Hendriks tatsächlich Versöhnung hinbekommt, Hoch- wie Fachschul-Professoren einfängt und für ein Miteinander gewinnt, wenn ein Gründungspräsident mit Visionen und Durchsetzungskraft gefunden wird, wenn der Neugründungsprozess aus den finanziellen Wackelkandidaten eine stabile, moderne Lausitz-Universität macht - dann muss der Region um die Zukunft nicht bange sein. Auch wenn Verfassungsbeschwerden und das Volksbegehren "Hochschulen erhalten" noch zu den Unbekannten gehören. Deshalb jetzt nicht zu starten, wäre vertane Zeit. Und die hat es in den zurückliegenden zehn Jahren genügend gegeben.
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