Lausitzer Rundschau: Nach uns die Sintflut Zum aktuellen Weltklimabericht
Cottbus (ots)
Die Klimaforscher können einem leidtun. Ihre Warnrufe werden längst nur noch als Alarmismus wahrgenommen - und verspottet. Erwärmung? Selten war ein Winter in Deutschland so kalt wie der letzte. Wo bitte ist euer Klimawandel, wird gefragt. Auch die Klimapolitiker können einem leidtun. Was nützen all die teuren Anstrengungen bei uns, heißt es immer häufiger, wenn China, Indien und die USA die Schornsteine rauchen lassen? Längst läuft das Roll-Back gegen die Energiewende, gegen den ganzen erneuerbaren Hokuspokus. "Sind zwei Grad Fieber?" wird in den Foren der Klimaskeptiker ironisch gefragt. Sie meinen den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur. Von diesem Niveau ist die Debatte. Dabei, auf dem gleichen Niveau zurück, können 39 oder 41 Grad Körpertemperatur auch beim Menschen einen großen Unterschied ausmachen. Nämlich zwischen Leben und Tod. Wer nur ein bisschen nachdenkt, weiß, dass es hochgradig albern ist, den Klimawandel im Wetter von heute zu suchen. Oder ihn an einem bestimmten Ort feststellen zu wollen. Das globale Wetter ist ein sehr großes, sehr schweres Schwungrad. Einmal in Gang gekommen, kommt es nicht so schnell wieder zum Stehen. Das Grönlandeis hat sich zum Beispiel in mehr als 100 000 Jahren aufgebaut. Will jemand das Experiment riskieren, was es für den Meeresspiegel und den Golfstrom bedeutet, wenn man es schmelzen lässt? Will jemand ausprobieren, wie schnell man es wohl zurückbekommt, falls sich das Abschmelzen lassen als schlechte Idee erweisen sollte, weil dann die flachen Teile Europas (Niederlande, Norddeutschland) unter Wasser stehen? Der Weltklimarat hat selbst dazu beigetragen, dass seine Warnungen nicht mehr so ernst genommen werden wie noch vor zehn Jahren. Obwohl das Wettergeschehen höchst komplex und längst nicht komplett erforscht ist, hat sich das Gremium in der Vergangenheit auf sehr exakte Prognosen festgelegt. Aber nicht jede Zahl hielt, nicht alles war fehlerfrei. Und mit jeder Korrektur gewannen die Gegner Oberwasser. So werden auch die am Freitag veröffentlichten Zahlen allenfalls Achselzucken auslösen. Der Meeresspiegel steigt noch schneller? Na und, morgen sagen sie das Gegenteil, wird es heißen. Und ist da nicht die seit 15 Jahren global festgestellte Pause beim Temperaturanstieg, die niemand vorhergesehen hat? Noch gibt es dafür keine schlüssige Erklärung, aber trotzdem halten sich die Anhänger einer auf fossiler Energie gründenden Produktions- und Lebensweise daran fest. Fakt ist aber: Jährlich werden durch menschliches Tun 35 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Sie verschwinden nicht einfach. Die CO2-Konzentration ist schon jetzt um 30 Prozent höher als in Warmzeiten. Sie hat bereits ein Niveau erreicht, das es zuletzt vor drei Millionen Jahren gab, im Pilozän. Als Grönland noch fast eisfrei war und Säbelzahntiger durch Europa streiften. Und Fakt ist, dass die fossile Verbrennung sich noch weiter beschleunigt, statt gestoppt zu werden. Ob das wirklich alles kontrollierbar bleibt? Wer das glaubt, wagt ein sehr großes Experiment. Es lautet: Wir können es sowieso nicht ändern. Deswegen wollen wir es auch nicht ändern. Und umgekehrt. Es lautet eigentlich: Nach uns die Sintflut.
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