Lausitzer Rundschau: Außer Kontrolle Untersuchungsbericht zur Haasenburg
Cottbus (ots)
Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD) spricht ein Machtwort. Die drei Standorte der Jugendhilfeeinrichtung Haasenburg GmbH werden geschlossen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll die Betriebserlaubnis entzogen werden. Grundlage dafür ist der nun vorgelegte Bericht einer Untersuchungskommission. Der zeichnet ein differenziertes Bild der umstrittenen Heime. Danach war die Haasenburg kein permanenter Ort von Drangsaliererei und Quälerei. Es gab dort engagierte Mitarbeiter, aber auch massive Defizite, für die die Heimleitung verantwortlich war: Machtdemonstration und Überregulierung statt ausreichend differenzierter Betreuung und Therapie. Zeitweise waren offenbar weder Personalstärke noch Qualifikation ausreichend, um die vorhandene Anzahl hoch problematischer Kinder und Jugendlicher in guter Qualität zu betreuen. Und das für einen im doppelten Sinne sehr hohen Preis. Die Unterbringungskosten lagen auf einem Spitzenniveau. Dass die dafür versprochenen außergewöhnlichen Leistungen in hoher Qualität erbracht wurden, daran gibt es jedoch nun erhebliche Zweifel. Nicht alles, was auf dem Papier wohlformuliert versprochen wurde, scheint auch Realität gewesen zu sein. Der Bericht macht außerdem klar, dass die privat geführte Einrichtung seit Jahren ein recht abgeschottetes Eigenleben führte. Körperliche Gewalt, die in Ausnahmesituationen notwendig sein kann, fand dort offenbar nicht nach strengen Regeln und unter externer Kontrolle statt. Ob sich Mitarbeiter der Haasenburg dabei strafbar gemacht haben, wird die Staatsanwaltschaft klären. Möglich wurde alles das, was in dem Untersuchungsbericht jetzt beklagt wird, jedoch erst durch das Versagen von Landesjugendamt und Heimaufsicht. An Hinweisen hatte es in den vergangenen Jahren trotz der Abschottungsmentalität der Leitung der Haasenburg nicht gefehlt. Deshalb ist die Entscheidung, die Haasenburg dichtzumachen, auch ein Stück weit Flucht des Jugendministeriums nach vorn. Denn für einen Reformversuch der Einrichtung steht im Moment gar keine qualifizierte Kontrollinstanz bereit. Ob ein Entzug der Betriebserlaubnis einer juristischen Prüfung standhält, muss außerdem abgewartet werden. Dass der Betreiber so einen Schritt klaglos hinnimmt, ist nicht zu erwarten. Und: Auch mit einem Ende der Haasenburg bleiben die Probleme. Wie will die Gesellschaft mit Kindern und Jugendlichen umgehen, die sich freiwillig auf Erziehung nicht mehr einlassen? Wie gelingt es, für Minderjährige mit psychiatrischem und psychologischem Therapiebedarf geeignete Entwicklungsräume außerhalb von Kliniken zu schaffen? Wie kann dort eine wirksame Kontrolle der Betreuung stattfinden? Der platte Ruf "keine geschlossenen Heime" gibt auf all diese Fragen keine Antwort.
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