Lausitzer Rundschau: Selbst schuld Die EU lässt sich im Fall Timoschenko von der Ukraine hinhalten
Cottbus (ots)
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch führt die Europäische Union derzeit am Nasenring durch die Manege. Über Monate hinweg hat er die Gemeinschaft glauben gemacht, er werde den Fall Timoschenko lösen. Die Ausreise der Oppositionsführerin nach Deutschland werde den Weg für ein weitreichendes Abkommen mit der EU freimachen. Doch Pustekuchen! Kurz vor Toresschluss zögert Janukowitsch die Ausreise immer weiter hinaus. Gut möglich, dass er nie vorhatte, seine Intimfeindin Timoschenko ziehen zu lassen. Er wollte die EU schlicht über eine Linie führen, hinter der es kein Zurück gibt. Tatsächlich wäre eine kurzfristige Absage des Vertragsschlusses eine Katastrophe für die Osteuropa-Politik der EU. Der Sieger wäre der russische Präsident Wladimir Putin. Den Mächtigen in der EU fällt zu all dem nichts weiter ein, als immer neue Appelle an Kiew zu richten und ansonsten hilflos mit den Schultern zu zucken. Europas Führung macht eine erbärmliche Figur. Man kann sich völlig zu Recht über die Dreistigkeit des ukrainischen Präsidenten empören. Man kann sich aber auch fragen, was die EU selbst falsch gemacht hat. Die Liste der Fehler ist lang. Sie beginnt mit der unfassbaren Ignoranz, die Brüssel gegenüber dem zweitgrößten Flächenstaat Europas seit Jahren an den Tag legt. Der Westen betrachtet die Ukraine zumeist als Anhängsel Russlands, das man Putin aus geostrategischen Gründen entreißen möchte. Wen kann es da wundern, dass die Ukrainer, die vom Handel mit Russland und von Energielieferungen des großen Nachbarn abhängig sind, sich nicht mit Hurra und Gebrüll den Europäern in die Arme werfen? Falsch war und ist es auch, stets nur auf Viktor Janukowitsch und Julia Timoschenko zu starren. Die Ukraine ist ein Land mit einer ungeheuer lebendigen, politisch aktiven Gesellschaft. Bestes Beispiel dafür ist der Erfolg, den die proeuropäische Partei des Boxweltmeisters Vitali Klitschko hat. Mit einem starken Engagement im Land hätte die EU längst viel mehr erreichen können als mit Ultimaten und 1000-seitigen Verträgen.
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