Lausitzer Rundschau: Steine auf dem Weg Das transatlantische Verhältnis ist gestört
Cottbus (ots)
Noch immer gibt es aus Europa stetige Treuebekenntnisse zur transatlantischen Freundschaft. Ganz besonders aus Deutschland, auch von der Kanzlerin. Doch gibt Washington die Liebesschwüre neuerdings nicht mehr gleichermaßen zurück, sondern antwortet mit: "Fuck the EU". Es ist wohl nicht so böse gemeint, wie es klingt. Ärger über irgendetwas, interner Klartext, den man auch schon bei deutschen Diplomaten hören konnte, etwa in der Irak-Debatte: "Sch.... Amerikaner". Trotzdem können beide Seiten aus der kleinen Affäre lernen. Die USA, dass das Abhören von Regierungskommunikation, das sie selbst ja am intensivsten betreiben, sich auch mal gegen sie wenden kann und am besten ganz unterbleibt. Und die Europäer, dass sie mit ihren Treueschwüren vielleicht etwas cooler werden sollten. Zum Beispiel bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen. Für die Amerikaner sind auch die Europäer im Zweifelsfall bloß Steine auf dem globalen Spielfeld, die mal nützlich sind, mal im Weg liegen. Amerikas Außenpolitik ist nicht sentimental, sondern Machtpolitik. Seit Obamas Hinwendung zum pazifischen Raum hat man mit den komplizierten Europäern in Washington erst recht nicht mehr so viel Geduld wie früher - und definiert die Linie einfach für sich allein. Zum Beispiel beim Umgang mit Russland, indirekt damit auch beim Thema Ukraine. Das freilich schwächt die Position des Westens insgesamt und ist ein schwerer Fehler. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird bald nach Washington reisen. Sie sollte mit Präsident Obama Klartext reden. Nicht nur über das Abhören ihres eigenen Handys.
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