Lausitzer Rundschau: Auf der Insel der Seligen Zur Debatte über die Rundfunkgebühren
Cottbus (ots)
Viele junge Leute haben gar keinen Fernseher mehr, nur noch Tablets. Sie holen sich ihre Informationen irgendwie zusammen. Blogs, Facebook, Youtube, online-Portale, netflix. Sie brauchen keine "Anstalten" mit riesigen Wasserköpfen von Abteilungsleitern, Programmdirektoren und Chefredakteuren, die zeitlich gebundene, feste Programme für sie zusammenstellen. Die Printmedien leiden schon länger und viel schärfer unter einer ähnlichen Entwicklung. Sie versuchen ihre Attraktivität zu steigern, Leser zu halten, neue Marktfelder zu entwickeln. Sie sparen Kosten, wo es nur geht. Die öffentlich-rechtlichen Sender aber versuchen, sich den Marktkräften schlichtweg zu entziehen. Kurz vor knapp haben sie sich mit der gesetzlichen Haushaltsabgabe vor wenigen Jahren einen Goldesel geschaffen, den sie jetzt eisern verteidigen. Die ARD fordert sogar eine jährliche automatische Erhöhung. Das wäre das perfekte Tischleindeckdich. Den Öffentlich-Rechtlichen kann es dank der Abgabe egal sein, dass auch ihre Werbegelder zunehmend online gehen und ebenso, dass die Zuschauer immer älter werden. 8,3 Milliarden Euro für ARD, ZDF und Deutschlandradio, das ist eine phantastische Summe. Das Geld geht drauf für eine inzwischen schon grotesk hohe Zahl von Sendern, Spezial- und Spartenprogrammen. Es geht drauf für hohe Pensionszusagen und -altlasten. Es geht drauf für einen aufgeblähten Apparat. Es geht übrigens nicht drauf für die einfachen Journalisten. Da gibt es immer häufiger nur noch freie Mitarbeiter, und selbst Praktikanten werden nicht bezahlt. Niemand weiß heute, wie die Gesellschaft funktionieren und kommunizieren soll, wenn ihre Informationsbasis vollkommen individualisiert sein wird. Verstehen wir dann überhaupt noch, wovon die Rede ist? Kommen wir dann überhaupt noch zu einem Diskurs - und zu einem Konsens? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist wichtig. Denn er garantiert eine verantwortliche Information, Ausgewogenheit und regionale Vielfalt. Deshalb muss man ihn halten, so lange es geht. Deshalb darf man ihn nicht mutwillig kaputtreden, wie Horst Seehofer es mit seiner Forderung nach einer Zusammenlegung von ARD und ZDF schon begonnen hat und wie es die AfD ständig tut. Deshalb können die Anstalten auf der anderen Seite selbst aber auch nicht länger so tun, als lebten sie auf einer Insel der Seligen. Sie müssen endlich deutlich machen, dass auch sie sich nach der Decke strecken. Sie müssen in ihrer Verwaltung sparen und sich im Programm auf den Kern ihrer Aufgabe besinnen. Die große Mehrheit der Ministerpräsidenten will bei ihrer Konferenz in Rostock die Haushaltsabgabe jedoch nicht einmal um jene 30 Cent pro Monat senken, die derzeit rechnerisch geboten wären, weil die Überschüsse so groß sind. Die Funktionäre und Lobbyisten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten werden zufrieden sein, wenn das tatsächlich Beschluss wird. Es wird ein Pyrrhus-Sieg sein.
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