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Pressestimmen: Scharon zum Staatsbesuch bei US-Präsident Bush

Cottbus (ots)

Und er bewegt sich doch, der nahöstliche
Friedensprozess. Natürlich stellt sich eher früher als später die
Frage, wohin die Fahrt geht und ob nicht letztlich im Kreise herum.
Doch vorläufig erhält der Friedensprozess als Zeugnisnote ein
Befriedigend, ausgestellt von Israels Armee nach einem Monat
palästinensischer Waffenruhe. Ohne Zweifel ist diese für nahöstliche
Verhältnisse recht erfreuliche Bilanz weitgehend auf amerikanischen
Druck, beziehungsweise die beidseitige Furcht vor solchem
zurückzuführen. Dies gilt in besonderer Weise auch für den
israelischen Regierungsbeschluss, nicht nur politische Weggefährten
des von Washington und Jerusalem hochgeschätzten Arafat-Gegenspielers
Mahmud Abbas sowie ein paar Autodiebe freizulassen, sondern auch
Angehörige der islamistischen Bewegungen, wenn auch keine mit "Blut
an den Händen". Die überraschend deutliche Mehrheit im israelischen
Kabinett für den Beschluss zeigt auch, dass in Zukunft gar erweiterte
Kriterien bei Freilassungen möglich scheinen - sofern die
palästinensische Seite ihrerseits anhaltenden Gewaltverzicht übt. Zur
Zufriedenheit der palästinensischen Bevölkerung gab es in den letzten
Tagen keine israelischen Vergeltungsschläge, Liquidationen und
Häusersprengungen mehr. Dafür wurden Arbeitserlaubnisse in Israel
ausgestellt und Straßensperren abgebaut. Die Islamisten reagieren
ihrerseits mit Äußerungen, welche auf eine Verlängerung der
dreimonatigen Waffenruhe hinauslaufen. Grundbedingung für diese ist
aber über weit reichende Freilassungen hinaus der Stopp des
israelischen Sicherheitstrennzaunes, den Palästinenser und nun auch
Amerikaner mit dem Schreckensnamen Mauer versehen haben. Wenn nun
Scharon tatsächlich Bush anbietet, zumindest das umstrittenste
Teilstück, das mitten in palästinensische Wohngebiete hineinragen
würde, vorläufig nicht zu errichten, so ist auch dies ein Schritt in
die richtige Richtung. Er würde darüber hinaus auch die Einsicht
dokumentieren, dass man den Palästinensern nichts aufzwingen darf,
will man zuerst Sicherheit und danach gar friedliches
Nebeneinanderleben erreichen. Die bisherige Umsetzung der ersten
Phase des Friedenplanes beweist, dass Fortschritte möglich sind,
welche noch vor wenigen Monaten unmöglich schienen und welche von
beiden Bevölkerungen geschätzt und wohl nicht mehr hergegeben werden.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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