Pressestimmen: Stasi-Vorwürfe gegen PDS-Chef Lothar Bisky
Cottbus (ots)
Im Herbst sind bereits 14 Jahre vergangen, seitdem der real existierende Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik real abgewählt wurde. Nicht mit Stimmzetteln, sondern mit Füßen auf zahllosen Montagsdemonstrationen. 14 Jahre sind eine lange Zeit und trotzdem reichen diese 5000 Tage nicht aus, um das Kapitel des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates für immer mit dem Mantel der Geschichte und des Vergessens zu bedecken. Und das ist gut so - denn ob jemand auf seinen gelebten Anteil an 50 Jahren DDR stolz ist oder stolz sein kann, entscheidet nicht das Siegel mit Hammer und Ährenkranz auf Schulzeugnissen oder im Personalausweis, sondern jeder selber. Mit dem, was er damals tat, wie er heute dazu steht und natürlich auch mit seinem Leben seit der Wende. Deshalb ist die Diskussion um die Kontakte von Lothar Bisky zum damaligen Ministerium für Staatssicherheit in erster Linie nicht eine Frage, ob der PDS-Chef als Spitzel für die Hauptverwaltung Aufklärung gearbeitet hat oder nicht. Es ist auch nicht zuerst eine Frage, wie und warum Informationen aus der Rosenholz-Datei über die Birthler-Behörde ausgerechnet jetzt an die Öffentlichkeit gelangten. Es ist einfach die Frage, wie Lothar Bisky sich zu seiner eigenen Vergangenheit stellt. Die Partei des demokratischen Sozialismus war angetreten, mit den Fehlern der SED zu brechen. Offenheit und Ehrlichkeit sollten den Politikstil bestimmen. Doch scheinbar soll dies wieder nur für andere gelten. Denn selbst will sich Bisky nur zu dem äußern, was bei der BirthlerBehörde schwarz auf weiß vorliegt. Lothar Bisky beteuert, niemandem geschadet zu haben. Dann hat er auch nichts zu verbergen, dann kann er doch auch offen und glaubwürdig mit diesem Teil seiner Biografie umgehen. Und dann wäre er auch sicher ein - wenn es seine Partei will - tragfähigerer PDS- Chef als jetzt, da er mit verschiedenen Stasi-Vorwürfen konfrontiert ist. Die DDR ist am Widerspruch von Theorie und Praxis gescheitert. Wenn Lothar Bisky nicht reinen Tisch macht, wird er am Widerspruch zwischen den Ansprüchen, die er an sich und an andere stellt, scheitern.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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