Pressestimmen: Zu Afghanistan/Wiederaufbauteams: Kernproblem ungelöst
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Afghanistan/Wiederaufbauteams:
Schulen bauen, Krankenhäuser wieder herrichten, Brücken reparieren und Brunnen bohren ist genauso wichtig wie Rebellengruppen aufspüren, versprengten Taliban-Kämpfern nachjagen und Patrouillen fahren. Denn noch geht in Afghanistan das eine nicht ohne das andere. Die Sicherheitslage im Land am Hindukusch ist prekär: Die Taliban wollen sich neu formieren, Al-Qaida-Kämpfer greifen afghanische und Isaf-Truppen an, die regionalen Kriegsfürsten verteidigen ihre Pfründe. Da muss der Aufbau demokratischer Strukturen mit militärischen Mitteln begleitet werden. Um diesen Prozess zu beschleunigen, haben die Amerikaner jetzt das Konzept regionaler Wiederaufbauteams entwickelt, an dem sich Soldaten der Bundeswehr beteiligen sollen. So begrüßenswert dieser Ansatz ist, es bleiben Fragen: Warum erst jetzt, schließlich wurden die fundamentalistischen Herrscher schon Ende 2001 entmachtet. Und warum in so geringem Umfang? Das Ganze soll nämlich ohne großen personellen Aufwand geschehen. Gerade mal 16 Teams werden landesweit im Einsatz sein. Genau diese beiden Fragen beschreiben den Kern des Problems. Amerika neigt nach wie vor dazu, den Schwerpunkt auf Terrorbekämpfung zu setzen. Zu den Wurzeln des Übels, das sehr viel mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt und der Rolle Amerikas zu tun hat, ist Washington noch nicht vorgedrungen. So sind in diesem, selbst erklärten Anti-Terror-Krieg viele Maßnahmen leider ein Teil des Problems und nicht der Lösung. Dieser Mangel an Verständnis anderer Kulturen, anderer Denk- und Lebensweisen wird sich für die USA früher oder später als fatal herausstellen. Würden die Ressourcen, mit denen entschlossen Krieg geführt worden ist, in gleichem Umfang für den zivilen Wiederaufbau eingesetzt, dann wäre Afghanistan ein bedeutendes Stück weiter auf dem Weg in die Demokratie.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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