Pressestimmen: Ein Jahr nach der Flut
Cottbus (ots)
Heute vor einem Jahr rollte die Flutwelle auf Sachsen zu. Innerhalb weniger Tage waren Städte, Dörfer, ganze Flächengemeinden unter Wasser. Die Weißeritz, die Mulde und später die Elbe gingen über die Ufer wie in einem Sandkastenspiel. Große Teile Dresdens standen unter Wasser, die Flut bahnte sich ihren Weg ins brandenburgische Mühlberg, und es waren nicht die spektakulärsten Fotos, die uns aus dem Landstrich bei Jessen zwischen Elbe und Elster gelegen, erreichten. Aber es waren auch hier tausende Menschen, die keine Heimat hatten und für lange Zeit ihre Häuser verlassen mussten. Doch nur wenige Tage später, setzte eine nie da gewesene Hilfs- und Spendenaktion ein. Geld- und Sachspenden, aber auch tätige Hilfe erreichte die Region aus ganz Deutschland. Die Menschen rückten näher zusammen - nicht nur symbolisch. Der Lausitzer Spendenverein Wir helfen e. V. sammelte über 680 000 Euro für die Betroffenen an Elbe und Elster. Die meisten Spenden kamen aus der Region, es gingen aber auch viele Spenden von Privatleuten und Firmen aus dem Fränkischen, aus der Eifel, aus Hessen, aus dem Schwäbischen und vom Bodensee ein. Für einen Moment lang war es, als hätte die zerrissene Nation einen Schritt auf sich selbst zugemacht. Die Menschen sahen wieder, dass gegenseitige Hilfe und Solidarität Teil eines Wertekanons sind, den auch die westliche Gesellschaft dringend benötigt. In diesen Tagen im August 2002 reduzierten sich die Dinge auf das Wesentliche - in der Not füreinander da zu sein. Viele wichtige Zukunftsfragen wurden seitdem nicht beantwortet. Warum tut sich die Politik so schwer, das Ziel der Gesellschaft zu definieren? Es scheint zumindest nicht darin zu bestehen, sich persönlich zu bereichern und glatt und unproblematisch durchs Leben zu kommen. Auch die Frage, wer in Deutschland Superstar wird und wer nicht, gehört zu den unwichtigsten. Politiker, die nicht sagen können, wohin die Reise geht, welcher moralische Überbau auf dieses Land gehört, werden auch nicht vermitteln können, warum und wofür sich heutige und künftige Generationen einschränken und sparen müssen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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