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Pressestimmen: Zu Reformpaket Kabinett verabschiedet Reformpaket

Cottbus (ots)

Was das Kabinett gestern in drei Stunden abhakte,
wäre (Zünd-)Stoff gleich für mehrere Wahlperioden gewesen. Noch nie
hat eine Bundesregierung einschneidende Arbeitsmarktregelungen,
Haushalts- und Steuergesetze sowie Gemeindefinanz- und Sozialreformen
gleichzeitig angepackt. Sicher, politisch hat sich eine Menge
angestaut. Viel zu lange verloren sich unsere Volksvertreter im
fruchtlosen Palaver. So müsste die scheinbar plötzlich erwachte
Tatkraft eigentlich jedermann erfreuen. Stattdessen herrscht
Katerstimmung, was in erster Linie darauf zurückgeht, dass zahlreiche
Paragraphen reichlich unausgegoren daherkommen. In den vergangenen
Wochen jagte ein Vorschlag den anderen. Und alle zusammen sorgten für
so viel Verwirrung, dass selbst Fachleute Mühe haben, sich in der
komplizierten Materie zurechtzufinden. Das vertrackte ist nämlich,
dass alles mit allem zusammenhängt. Zum Beispiel sparen die Kommunen
über die Zusammenlegung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe Geld, das
sich Kassenwart Eichel zum Teil wieder über die Länder zurückholen
will. Dabei schreckt er nicht einmal davor zurück, auf ihre Kosten
höhere Schulden anzupeilen, was selbst Regierungschefs der SPD
dankend ablehnen. Bluten sollen aber auch Freiberufler, Häuslebauer
und Pendler. Zweifellos bringt etwa die Pendlerpauschale
problematische Nebenwirkungen mit sich. Aber die werden nicht eben
kleiner, wenn künftig nur noch große Entfernungen zum Arbeitsplatz
belohnt werden. Der Bürger hat ohnehin den Eindruck, nur noch zum
Stopfen von Haushaltslöchern herzuhalten. Da gerät selbst das
Vorziehen der Steuerentlastung - gestern mitbeschlossen - nur noch zu
einer Randerscheinung. Denn was der Arbeitnehmer in die eine Tasche
kriegt, wird ihm aus der andern wieder genommen. Hier geht es längst
nicht nur um Eigenheimzulage oder Pendlerpauschale. Zusatzkosten
drohen auch für Zahnersatz und Krankengeld. Nein, von einem
schlüssigen Gesamtkonzept ist die Koalition meilenweit entfernt.
Davon zeugt schon der lautstark artikulierte Unmut in den eigenen
Reihen. Vieles gilt ohnehin als Verhandlungsmasse, weil der
unions-dominierte Bundesrat ein entscheidendes Wort mitzureden hat.
Für CDU und CSU wäre das eine gute Chance zur Profilierung. Doch
davon ist nichts zu spüren. Auch im Lager der Union geht es wild
durcheinander. So kann keine nachhaltige Reform entstehen. Die
parteiübergreifenden Schwächen sind bereits an den Eckpunkten zur
Zukunft unseres Gesundheitswesens ablesbar. Sie lassen auf ein zähes
Weiterwursteln schließen. Die Kabinettsentscheidungen bilden nur den
Auftakt für ein politisches Herbsttheater.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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