Pressestimmen: Zu Afghanistan: Vor dem Abgrund
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Afghanistan:
Erst allmählich wird klar, wie trügerisch der schnelle Sieg der Amerikaner in Afghanistan war und welche Hypothek auf den Staaten ruht, die sich in dem Land am Hindukusch engagieren. Der Fall von Kabul war weniger ein erkämpfter als vielmehr ein erkaufter Sieg. Er wurde möglich durch teuer bezahlte Absprachen mit den regionalen Kriegsherren. Für die geschundenen Menschen aber hat die Niederlage der Taliban keine dauerhafte Sicherheit und schon gar nicht die Befreiung gebracht. Die Macht der Regierung Karsai ist auf die Hauptstadt Kabul beschränkt und ihr Überleben wird nur von der internationalen Schutztruppe garantiert. Die Amerikaner beschränken sich darauf, die versprengten Reste von Terroristengruppen zu jagen und der Nachbar Pakistan ist nicht willens, tatsächlich gegen all die islamistischen Militanten vorzugehen, die sein Territorium immer wieder als Ausgangspunkt für blutige Überfälle missbrauchen. Die Bundesregierung hat deutsche Soldaten zu Tausenden nach Afghanistan geschickt und will das Engagement ausweiten. Sie hat den Einsatz der Nato dort mitzuverantworten und sie macht dabei genau die Fehler, die sie den Amerikanern im Irak vorhält. Sie unterschätzt die Gefahren und verneint das Ausmaß der notwendigen Anstrengung. Das kann schlimme Folgen haben für die Menschen in Afghanistan - und damit auch für die Männer und Frauen, die dort in Bundeswehr- Uniformen oder als zivile Helfer ihren Beitrag leisten sollen zu einer Verbesserung der Lage. Und beunruhigend ist auch die Stille, die in Berlin herrscht, wenn es um die Ziele des deutschen Einsatzes in Afghanistan geht. Sie können sich ja nicht darin erschöpfen, einige wenige Inseln in dem großen Land für eine gewisse Zeit freizuhalten von Taliban-Kämpfern und dann irgendwann den Rückzug anzutreten, weil die Situation unkontrollierbar wird.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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