Lausitzer Rundschau: Zu Handel/Rabatt/Umsatz: Werteverfall
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Handel/Rabatten/Umsatz:
Mal ehrlich, wissen Sie noch, was die Milch, die neuen Schuhe, der DVD-Player oder die neue Jacke wirklich wert sind? Vielleicht können Sie ja wenigstens noch ein Gefühl dafür entwickeln, ob die Uhr, die Baumarkt-Fliesen oder der Wohnzimmerschrank Ihr Geld wert sind. Dann können Sie sich glücklich schätzen. Denn dann müssen Sie nicht zwanghaft hinter jedem Schnäppchen-Angebot des deutschen Einzelhandels hinterherhecheln. Schlimmstenfalls brächte Sie das zwanghafte Verfolgen einzelhändlerischen Rabatt-Treibens gar in die nächste Arztpraxis - wegen wunder Füße, überanstrengter Augen, verkrampfter Finger oder einfach nur Erschöpfung. Was für ein böses Erwachen wäre das. Statt einer Einladung zum Geldausgeben, gibt es dort die Pflicht dazu. Und das verordnete Rezept ist kein Rabatt- Schein. Dann lieber kreisen im Einkaufstempel? Nein. Das ist es nicht wert. Genau diese Überlegung ist es, an der der Handel scheitert. Scheitern muss. Nicht nur, weil er nicht ausgleichen kann, was rot- grüne Reformen an neuen finanziellen Belastungen für die Verbraucher bringen. Sondern auch, weil er einen Werteverfall auslöst, der in dieser Art seinesgleichen sucht. Seit der Aufhebung des Rabattgesetzes 2001 überbieten sich Lebensmittel-Discounter, Möbelhäuser, Medien-Märkte, Bekleidungsketten und andere Händler mit Preissenkungs-Angeboten: Rabatte unter zehn Prozent wirken inzwischen schon elend geizig und solcher Geiz ist gar nicht geil. Das muss einem ja die Tränen in die Augen teiben. Schließlich haben wir alle schon mal von den ominösen Handelsspannen gehört. Zahlen von 150 bis 300 schwirren umher, insbesondere im Bekleidungssektor. Wer in der Lausitz lebt, weiß, dass hier zu Lande 7,20 Euro in die Produktion einer Hose gesteckt werden, in Osteuropa gerade mal 1,70 Euro. Wer eine Hose kauft, bezahlt ein Vielfaches davon. Weil noch Vermarktung und Logistik drin stecken und Verkäuferinnen die Ware an Mann und Frau bringen. Das muss und sollte auch bezahlt werden. Schließlich ist gute Leistung auch gutes Geld wert. Ein Grundsatz, von dem sich etliche Handelsketten immer weiter entfernen. Das ist unverantwortlich. Gegenüber den Produzenten der Waren, die zunehmend ins Ausland ausweichen. Gegenüber den Verbrauchern, zu denen auch Verkäuferinnen oder Näherinnen gehören. Die sparen sich im Zweifel ihren eigenen Arbeitsplatz weg, weil ihr Job nicht mehr das Geld einspielt, das er wert ist.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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