Lausitzer Rundschau: Zu Schily/Bundeskriminalamt: Den Nimbus verloren
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Schily/Bundeskriminalamt:
Schachmatt ist Otto Schily (noch) nicht, aber matt ist er schon. Von der inneren Kraft, die der Bundesinnenminister bislang ausstrahlte, ist nicht viel geblieben. Die Folgen des klammheimlich mit BKA-Chef Ulrich Kersten ausgeheckten Beschlusses, das Bundeskriminalamt nach Berlin umzusiedeln, haben den Haudegen des Kanzlers mitgenommen. Schily ist nicht mehr der alte - aber er sieht jetzt alt aus. Der 71-Jährige erlag einer fatalen Fehleinschätzung, als er dachte, die zentrale Sicherheitsbehörde des Bundes handstreichartig in die Hauptstadt verlagern zu können. Er hat die Reaktion der BKA- Mitarbeiter und die seiner protestierenden Parteifreunde unterschätzt und er hat mit seinem Zentralisierungsstreben die Gebote des Föderalismus verletzt. Wortreich versuchte er gestern, sich zu rechtfertigen. Es ist ihm nicht gelungen. Kersten musste weichen, weil er das Vertrauen seines Apparates verloren hat. Aber er ist gleichwohl auch Bauernopfer. Denn hauptverantwortlich für den Aufstand in der sonst kreuzbraven Behörde ist Schily. Der darf im Amt bleiben, weil der Kanzler ihn angeb-lich braucht und die Kabinettsumbildung noch nicht spruchreif ist. Eins steht aber fest: Schily ist seinen Nimbus los. Er muss sich nun, vorbehaltlich der "ergebnisoffenen Prüfung", mit einem halben Umzug zufrieden geben. Wenn er die "polizeifachlichen Kriterien", die er dazu anführt, glaubhaft begründen kann, ist das aber immerhin kein fauler, sondern ein vernünftiger Kompromiss.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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