Lausitzer Rundschau: Der Tod des Radstars Marco Pantani
Cottbus (ots)
Marco Pantani hat den wichtigsten Kampf in seiner Karriere als Radprofi verloren: den Kampf gegen sich selbst. Der Pirat, wie der kleine Italiener mit dem Kopftuch über dem glattrasierten Schädel ehrfurchtsvoll genannt wurde, hat am Wochenende endgültig vor den Schwierigkeiten des Lebens kapituliert. Die Sportwelt steht ob seines Todes unter Schock. Denn der Sieger der Tour de France und des Giro d'Italia gehörte nicht nur wegen seiner unnachahmlichen Art, die Berge hinaufzustürmen, zu den schillerndsten Persönlichkeiten im Sattel. Der falsche Umgang mit diesem Ruhm hat Marco Pantani das Leben gekostet. Statt an die Triumphe aus dem Jahr 1998 anzuknüpfen, verlor er sich in Doping-Prozessen und Depressionen. Seine wenigen Weggefährten aus den letzten Tagen beschreiben ihn als vereinsamten, gebrochenen Mann. Trotz der vielen Siege ist Pantani nie wirklich im Ziel angekommen. Sein Tod ist der vorläufige Höhepunkt einer dramatischen Entwicklung im Leistungssport. Immer mehr Profis macht der eigene Kopf einen Strich durch die Rechnung. Hierzulande führen die Fußballer Jan Simak und Sebastian Deisler sowie Skispringer Sven Hannawald die Liste der prominenten Leistungssportler an, die unter dem nervlichen Druck zu zerbrechen drohen. Das Aushalten dieses Druckes wird schließlich auch fürstlich honoriert, mag man einwenden. Stimmt. Trotzdem ist es nur die halbe Wahrheit. Denn egal, wie hoch die Erfolgsprämie auch ist - der Druck wird deshalb nicht geringer. Der Zweikampf auf dem Rasen wird nicht leichter, der Flug von der Schanze nicht automatisch weiter. Es sind schließlich Menschen, die diese Höchstleistungen realisieren müssen. Das Problem: So mancher Sportler ist zwar von der Physis her Weltklasse. Die Psyche aber nimmt sich hin und wieder Auszeiten, in der sie allenfalls Kreisklasse ist. Wer diesen Spagat nicht meistert, bekommt ein Problem. So wie Pantani. Er hat dafür einen hohen Preis bezahlt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
Email: lr@lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell