Lausitzer Rundschau: Zu Irak/Zukunft/Streit: Besatzer in Nöten
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Irak/Zukunft/Streit:
Beim Sturz der Taliban wie auch bei dem schnellen militärischen Erfolg gegen die irakische Armee haben sie obsiegt, die Optimisten im Weißen Haus und im Pentagon. All die Bedenken in Washington selbst und erst recht die Kritik schienen unbegründet. Erfolg, so die Botschaft aus dem Weißen Haus, ist vor allem abhängig von dem unbedingten Willen zu handeln und die Machtinstrumente einzusetzen, über die die USA verfügen. Dabei hatte das Team um Präsident Bush kurioserweise noch im letzten Wahlkampf davor gewarnt, amerikanische Truppen so einzusetzen, wie jetzt im Irak. Sie taugten nicht dafür, die Innenpolitik anderer Länder zu bestimmen, war das Argument gegen die Demokraten und ihre Militäreinsätze auf dem Balkan. Jetzt aber sollen die Generäle dafür sorgen, dass ein zerrissenes und geschundenes Land zur Normalität zurückkehrt. Und dieser komplizierte Prozess, auf den sie nicht vorbereitet waren, gerät auch noch zu einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit. Denn eine Verschiebung der Machtübergabe Ende Juni würde die Wahlkampfstrategie der regierenden Republikaner empfindlich stören. Bush hatte mit der Botschaft zu punkten versucht, die Angelegenheiten im Irak würden sich in absehbarer Zeit zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten entwickeln. Immer weniger amerikanische Soldaten wären dann vonnöten und auch die hohen Kosten der Besatzung wären eine vorübergehende Belastung. Jetzt aber wird offenkundig, dass die Besatzer beileibe nicht nur vor dem Problem stehen, schnellstmöglich die Terrorkommandos zu stoppen, die alles daransetzen, Angst und Schrecken zu verbreiten und die Kluft zwischen den Religionen und den Volksgruppen zu vergrößern. Die irakische Gesellschaft ist nach Jahrzehnten der Diktatur gar nicht in der Lage, in kürzester Frist die eigenen Angelegenheiten zur Zufriedenheit aller zu regeln. Das Land befand sich in einem stetigen Bürgerkrieg. Kurden wie Schiiten wurden blutig von der sunnitischen Minderheit unterdrückt. Jetzt aber sollen alle übergangslos und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Dafür aber braucht es nicht Wochen oder Monate, sondern Jahre - mehr Zeit jedenfalls, als der Wahlkämpfer Bush hat.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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