Lausitzer Rundschau: Vor einem Jahr begann der Irak-Krieg
Cottbus (ots)
Es ist heute, über ein Jahr nach dem amerikanisch-britische Truppen in den Irak einmarschierten, noch immer leicht, ein Gegner der US- Politik zu sein. Gründe dafür gäbe es viele. Das Hinwegsetzen über Uno-Beschlüsse, die imperialen Drohgebärden gegen potenzielle politische Gegner oder Bushs vereinfachte Denkweise, die-alles-was- nicht-für-uns-ist-ist-gegen-uns-Mentalität. Und nicht zuletzt das hochgezüchtete Bedrohungsszenario über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen, die auch bisher nicht gefunden wurden. Vize-Verteidigungsminister Wolfowitz machte die Ideologie zum Kriegsgrund: Weil das so der einzige Grund war, dem jeder zustimmen konnte. Auch einen anderen Aspekt hat der Irak-Krieg deutlich gemacht: Die Zerrissenheit, ja die Unentschiedenheit Europas in wichtigen Fragen der Zukunft. Denn angenommen, ein anderer, vielleicht sympathischerer Präsident als der jetzige hätte seinen Freunden und Verbündeten die Frage gestellt, was zu tun sei gegen Diktatoren aller Art, gegen jene zum Beispiel, die Giftgas einsetzen und solche, die ihr Volk verhungern lassen. Was also grundsätzlich getan werden müsse gegen die global agierenden Tyrannen, auch gegen jene, die noch kommen würden. Die demokratisch gewählten Regierungen der Welt wären gezwungen, ihre Toleranzgrenzen festzulegen. Mancher hielte es wohl mit Martin Luther, der selbst kein Anhänger der Tyrannei, meinte, dass ein Tyrann besser sei als hunderte. Dass die Ordnung, die ein starker Mann schafft, immer noch besser sei als das Chaos von hunderten, ist in der Diplomatie des Westens nicht ungewöhnlich. Wer in diesen Tagen im Kosovo Moscheen und Kirchen brennen sieht, weiß, dass die Heiligen Kriege, welcher Art auch immer, noch lange nicht beendet sind. Dummheit, Hass und Perspektivlosigkeit der Menschen sind die ideologischen Grundlagen, mit denen sie geführt werden. Auch das eine Folge des Irak-Konfliktes: Die Verweigerung der Kriegs- Gefolgschaft hat Deutschland dazu gezwungen, seine Rolle in internationalen Konfliktsituationen stärker zu definieren. Die Präsenz in Krisengebieten wie Afghanistan und im Kosovo sind friedenserhaltende Maßnahmen. Dass das neue Deutschland heute als Friedensstifter weitgehend anerkannt und geachtet ist, vermittelt Hoffnung.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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