Lausitzer Rundschau: Israels Angriffe auf Terrorverdächtige
Cottbus (ots)
Man kann sich nicht damit abfinden, wenn Israel einen alten Mann umbringt, der seinerseits nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass für ihn das Leben selbst von wehrlosen Kindern nichts wert ist. Sicher, Scheich Jassin, der hingemetzelte Hamas-Führer, hat selbst tiefe Verachtung für das Lebensrecht anderer gezeigt. Sein Tod scheint deswegen nichts anderes als das logische Ende seines mörderischen Hasses. Nur liegt leider darin genau die politische Tragödie des Angriffs auf diesen Mann. Israel hat ihm damit mehr Recht gegeben, als Jassin zusteht. Er hat in der Sprache seiner lebensverachtenden Welt geantwortet, sich auf eine Stufe gestellt mit denen, die nur in der tödlichen Gewalt einen Weg sehen. Das ist die eigentliche Tragödie dieses blutigen Montags in Gaza - dass ein demokratischer Staat wieder und wieder zu den Mitteln greift, die ansonsten terroristische Organisationen benutzen. Und er nimmt dabei naturgemäß auch den Tod völlig Unbeteiligter in Kauf. Israel hat über viele Jahre hinweg und stets unter tödlicher Bedrohung versucht, Grundprinzipien des Rechtsstaates zu beachten. Jetzt aber folgt das Land wieder und wieder der Logik der Mörder und geht damit den Weg des Unrechts. Die USA, wohl die einzige Macht, die einen Kurswechsel erzwingen könnte, liebäugeln allerdings selbst mit diesem Weg. Spezialkommandos haben einen Freibrief zum tödlichen Angriff auf angeblich sicher identifizierte Terroristen. Die derzeitige Regierung in Washington ist dabei, dem traurigen israelischen Vorbild zu folgen. Wer allerdings diesen Irrweg beklagt, sollte sich auch darüber klar sein, dass seine Ansprüche an den Judenstaat besonders sind. Die Empörung über das Vorgehen der Regierung Scharon ist ja nur dann gerechtfertigt, wenn für sie andere Maßstäbe gelten, als für die Mordkommandos der Hamas. Die Ankündigung, den Tod Jassins mit neuen Anschlägen auf israelische Zivilisten zu rächen, ist ja nichts anderes als eine weitere der leider all- zu gewöhnlichen Reaktionen des arabischen Widerstandes. Wer sich damit wiederum abfindet, hat seinerseits kein Recht, die tödlichen Fehler der israelischen Politik anzuprangern.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
Email: lr@lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell