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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zu Finanzminister Eichel/Dienstjubiläum: Hans im Glück

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Finanzminister Eichel/Dienstjubiläum:
Als der hessische Wahlverlierer Hans Eichel vor fünf Jahren die
Nachfolge des geflüchteten Bundesfinanzministers Oskar Lafontaine
antrat, erfuhr die Neuberufung des Kanzlers eine zwiespältige
Reaktion. Manche runzelten die Stirn angesichts des spröden Genossen,
dessen Sparkassen-Image scheinbar nicht zu großen Hoffnungen
berechtigte. Andere äußerten freudige Erwartung, dass die
Finanzpolitik des Bundes gerade deswegen in einer soliden
Zielrichtung münden werde. Eichel gelang das Kunststück, beiden
Erwartungshaltungen gerecht zu werden: Erst widerlegte er seine
Skeptiker, dann seine Befürworter. Im Sommer des Jahres 2000 strahlte
die politische Sonne gleißend über ihm, der SPD-Politiker stand im
Zenit seiner Macht und Möglichkeiten. Zuvor hatte er Freund und Feind
mit einem radikalen Sparpaket beeindruckt, danach gemeinsam mit
Bundeskanzler Gerhard Schröder trickreich die Union überrumpelt und
das Steuerpaket durch den Bundesrat gebracht. Der "brave Hans"
mauserte sich zum rot- grünen Politstar. Von da an ging's bergab.
Eichel lernte auf schmerzvolle Weise die Macht des Faktischen kennen.
Nachdem die EU das Korsett des Stabilitäts- und Wachstumspakts
geschnürt hatte, der Börsencrash für schlechte Stimmung sorgte und
die Konjunktur sich bockiger anstellte als jeder Esel, neigte sich
das fiskalische Latein des gelernten Lehrers Eichel seinem Ende zu.
Erschwerend kam hinzu, dass Eichels Stellung im Kabinett mit den
politischen Gegebenheiten korrespondierte. Das lag weniger an Eichel
selbst als vielmehr am mangelnden politischen Willen der Koalition.
Diese brachte nicht die Kraft auf, um Ausgabenkürzungen in
hinreichendem Maße zustimmen zu können. Der Finanzminister kämpfte
national einen einsamen Kampf, befand sich aber international in
guter Gesellschaft: Fast alle Länder kämpfen mit Defiziten, meist
ziemlich erfolglos. Deshalb besucht Eichel auch so gern
Finanzminister-Treffen. Dort sind Leidensgenossen unter sich, das
tröstet. Kaum Trost dürfte der abgestürzte Kabinettsstar hingegen bei
seinem alten Freund und Förderer Gerhard Schröder finden. Der Kanzler
hat früher zwar gern dessen "ungemein sachkundige und ehrliche
Arbeit" gelobt, ihn aber im stetigen Interessenkonflikt nicht immer
unterstützt. So nahm ein Schicksal seinen Lauf, das schon einen von
Eichels Vorgängern, Gerhard Stoltenberg, ereilt hat. Auch diese
Inkarnation der Solidität musste weichen, als seine Finanzpolitik
nicht mehr funktionierte. Die Spekulationen, Eichel werde seinen
Posten im Herbst bei der wahrscheinlichen Kabinettsumbildung räumen
müssen, wollen jedenfalls kein Ende nehmen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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