Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zum Unglück in Nordkorea: Die brüchige Mauer
Cottbus (ots)
Es gibt sie noch, diese großen weißen Flecken des Schweigens - trotz globaler Vernetzung, trotz des Internets und Dutzender von Medienkonzernen, deren Geschäft die Sensationen in aller Welt sind. Ein spektakuläres Unglück in Nordkorea hat uns jetzt wieder an diese ansonsten vergessenen Zonen der Erde erinnert, die uns allzu oft menschenleer scheinen. Nordkorea, das von einer eisernen Diktatur in Geiselhaft genommene Land, ist nur ein Beispiel. Bilder aus den Kampfgebieten Tschetscheniens sind längst eine rare Seltenheit, weil die Machthaber im Kreml glauben, damit nicht länger mit dem Schrecken im Kaukasus konfrontiert zu werden. Uns erreichen auch so gut wie keine Informationen von dem grausamen Ausrottungskrieg im Sudan, der täglich das Leben von Dutzenden von Menschen fordert oder von den Bürgerkriegen in Zentralafrika. Das verschwiegene Leid hat tatsächlich viele alltäglich leidvolle Gesichter. Nordkorea zeigt aber auch, dass die Mauern des Schweigens brüchiger werden. Vor Jahren wäre es vielleicht noch denkbar gewesen, dass solch ein Unglück weitestgehend unbeachtet von der Außenwelt bleibt. Inzwischen aber liefern Satelliten allgemein zugängliche Bilder und der große Nachbar China ist längst Teil des offenen Marktplatzes für Nachrichten. Dieses Wissen um die vergeblichen Anstrengungen der absoluten Geheimhaltung war auch ein Grund für den früher unvorstellbaren Hilferuf aus Pjöngjang, der das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen jetzt erreichte. Damit immerhin hat der stets ansteigende Nachrichtenfluss rund um den Globus doch mehr bewirkt, als nur der Sensationslüsternheit des Publikums zu dienen. Er macht den Weg frei für einen ganz spontanen Instinkt, das Mitleid. Und daraus erwächst hoffentlich auch für Nordkorea die Rettung vor einem scheinbar unabwendbaren Schicksal.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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