Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu den Kämpfen um Nadschaf: Alles oder nichts
Cottbus (ots)
Die Amerikaner wollen es wissen. Aber wissen sie wirklich, was sie tun? In Nadschaf offenbart sich erneut das Dilemma, in das sich die USA seit Beginn des Irak-Krieges selbst hineinmanövriert haben. Militärisch dürfte es für die Amerikaner kein Problem sein, die Schlacht gegen Muktada el Sadr und seine Milizen für sich zu entscheiden. Politisch aber ist dieser Showdown eine Eskalation, eine Offenbarung der Ohnmacht der Diplomatie, für Wahlkämpfer Georg W. Bush ein Rückschlag und für viele Iraker, auch gemäßigte, sogar eine nationale Tragödie. Es geht um alles oder nichts. Der irakische Interimsregierungschef Ijad Allawi muss in Nadschaf beweisen, dass er der Mann ist, der dem Land endlich Sicherheit und Ordnung bringen kann. Die Amerikaner wollen dort stellvertretend an allen potenziellen Aufwieglern und Hasspredigern im Irak ein Exempel statuieren. Ein Angriff auf die heiligen Stätten in Nadschaf würde bei schiitischen Gläubigen aber weltweit in etwa dieselben Gefühle auslösen, die fundamentalistische Christen hätten, würde der Petersdom in Rom von Muslimen umstellt und bombardiert: blinde Wut und Entsetzen. Ein Aufstand aller Schiiten, selbst der moderaten, wäre programmiert. Der Fundamentalist el Sadr setzt ganz bewusst auf diese Karte. In Nadschaf kann er nur gewinnen. Selbst wenn die Amerikaner ihn töten, würde er als Märtyrer fortleben. Ein gläubiger Kämpfer, der an heiliger Stätte im Kampf gegen Ungläubige fällt, ist ein Symbol, das zehntausende Iraker auf die Straße und an die Waffen lockt. Machen Allawi und Bush indes nichts, verlieren sie ihr Gesicht: Es wäre das für viele Beobachter längst überfällige Eingeständnis, dass ihre politischen Pläne gescheitert sind und der Irak nicht kontrollierbar ist.
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