Lausitzer Rundschau: Die LAUSITZER RUNDSCHAU Cottbus zu Deutsche Wirtschaft wächst bei steigender Staatsverschuldung
Cottbus (ots)
Wer etwas über den wirtschaftlichen Stand unserer Republik erfahren will, ist bei den Bundesstatistikern oft besser aufgehoben als bei den Bundespolitikern. In schöner Regelmäßigkeit beweist sich das bei den Zwischenbilanzen der Wirtschaftsentwicklung. Während uns die Politik parteiübergreifend seit Jahren darauf einschwört, dass wir das Land für die Herausforderungen der Globalisierung fit machen müssen, zeigt die Analyse des jüngsten Quartals einmal mehr: Die einzige Bühne, auf der sich die deutsche Wirtschaft problemlos behauptet, ist der Weltmarkt. Der stetig steigende Export trägt nicht nur das Wachstum, er gleicht zudem das rückläufige Inlandsgeschäft aus. Die deutsche Wirtschaft punktet also im Wettbewerb mit den asiatischen Tigerstaaten, den USA oder Osteuropa. Vor den heimischen Kaufhauskassen geht den Verbrauchern dagegen nicht nur der Atem, sondern vor allem das Geld aus. Beides ist kein Wunder. Denn sowohl die Bundesregierung als auch die Tarifparteien stärken seit Jahren systematisch die Exportfähigkeit der Unternehmen und schwächen den Binnenmarkt. Erstere beispielsweise mit der Entlastung der Betriebe von Lohnnebenkosten zulasten der Arbeitnehmer, letztere mit Tarifabschlüssen, die im Vergleich der großen Industrienationen geringste Lohnsteigerungen bedeuten. Dieser Weg ist nicht nur problematisch, er ist gefährlich. Auch das zeigen indirekt die Zahlen der Bundesstatistiker. Das allein vom Export getragene Wachstum reicht lange nicht aus, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Im Gegenteil: Nicht einmal der Beschäftigungsabbau wird gestoppt. Statt der Zahl der Steuer- und Beitragszahler wächst das Haushaltsdefizit. Das einseitige Schielen auf die Kundschaft jenseits der Landesgrenze manövriert uns zudem immer stärker in die Abhängigkeit von Faktoren, die wir selbst nicht beeinflussen können. Der mehrjährige ökonomische Stillstand infolge der Terroranschläge in New York sollte Warnung genug sein. Die Schlussfolgerung aus den Statistiken müssen allerdings die Politiker ziehen. Und da lassen die gestrigen Reaktionen nichts Gutes hoffen. Die einzige Zahl, die in den Köpfen insbesondere der Opposition ankam, war die überhöhte Defizitquote von 4,0. Mangels Sachverstand setzte sich diese Zahl sofort in neue Sparappelle um. Verstärkte Sparanstrengungen sind aber kein Ausweg aus der Krise. Sie führen geradewegs weiter in sie hinein. Die Achillesferse der deutschen Volkswirtschaft ist nicht die Verschuldung, sondern der vernachlässigte Binnenmarkt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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