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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Band Rammstein

Cottbus (ots)

Ob sie nun alle deutschen Kritiker mögen oder
nicht: Rammstein sind der derzeit erfolgreichste deutsche
Kultur-Exportschlager und in dieser Funktion kein schlechtes
Aushängeschild. Die Ost-Band, die noch vor zehn Jahren im Vorprogramm
der Cottbuser Avantgarde-Combo Sandow auf Tour war, hat heute
unzählige Fans von Los Angeles bis Moskau. Ihre Lieder sind als
Filmmusik in Hollywood gefragt und Schriftsteller wie Wladimir
Kaminer erklären ganz ohne Ironie, dass Rammstein viel für das
Ansehen der Deutschen in seinem Heimatland Russland getan hätten. Das
mag verwundern. Denn die Meinungen in der Heimat der Künstler sind
tief gespalten. Vor allem zwischen Hamburg und München werden
Rammstein gelegentlich in die Neonazi-Ecke gestellt. Das ist Unsinn.
Wir wollen immer artig sein, sangen schon zu DDR-Zeiten die
Rammstein-Mitglieder Paul Landers und Christian Flake Lorenz voll
ironischer Wut bei der unangepassten Punk-Band Feeling B auf
teilweise ungenehmigten Konzerten. Dort lehnten sie sich mit
verrückten künstlerischen Reflexionen gegen ihre Umwelt auf. Als eine
der Anderen Bands, wie sie in der Szene hießen. Ihr Mittel: mit
maßlosen Übertreibungen und Verrücktheiten provozieren. Die
außergewöhnliche DDR-Musikszene der Wendezeit ist zu Rammstein
extrahiert, von ihnen über die Zeit gerettet und zugespitzt worden.
Dass bei dieser Geschichte künstlerische Auseinandersetzung mit
Totalitarismus eine Rolle spielt, kann nicht verwundern. Rammstein
sind, gerade vor dem Hintergrund der Leitkultur-Debatte in der
Politik, ein unterhaltsamer Zerrspiegel gesamtdeutscher
Befindlichkeiten und Klischees. Solange sie ihre bissige Selbstironie
nicht verlieren, verdienen sie sogar das Prädikat: bei
eingeschaltetem Gehirn künstlerisch wertvoll.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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