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Lausitzer Rundschau: Zum Urteil gegen heimliche Vaterschaftstests: An der Realität vorbei

Cottbus (ots)

Brigitte Zypries kann sich die Hände reiben. Das
Urteil des Bundesgerichtshofes, heimliche Vaterschaftstests seien
rechtswidrig und kein zulässiges Beweismittel, ist Wasser auf die
Mühlen der Justizministerin, die solche Vorkommnisse auch noch mit
Gefängnis bestrafen will. Das macht den Richterspruch allerdings
nicht besser. Im Gegenteil. Die Karlsruher Juristen haben an der
Lebenswirklichkeit vorbei entschieden. Das zeigt sich auch in der
Urteilsbegründung. So verlangen die Richter vom angeblichen Vater,
dass er „konkrete Umstände“ nennen müsse, um Zweifel an seiner
Vaterschaft geltend zu machen. Doch welche Umstände sollten das sein,
wenn der Antrieb für den heimlichen Test oftmals ein nicht näher zu
definierender Zweifel ist? Selbst die Weigerung der Mutter, einem
offiziellen Test zuzustimmen, gilt dem Gericht nicht als verdächtig.
So bekommt die Frau unter dem Deckmantel der „informationellen
Selbstbestimmung“ einen Persilschein ausgestellt. Ob das dem
Partnerschaftsfrieden dient, darf getrost bezweifelt werden. Aus dem
Urteil lässt sich tatsächlich gesetzgeberischer Handlungsbedarf
ablesen. Aber nicht im Sinne von Brigitte Zypries. Wenn der Mann
schon heimliche Vaterschaftstests meiden soll, dann wäre es an der
Zeit, alle juristischen Hürden einzureißen, die ihn mit auf diese
Idee bringen. Statt zähe und teure Rechtsstreitigkeiten ausfechten zu
müssen, sollten die Verfahren drastisch vereinfacht werden. Das
Problem eines bedrohten Familienfriedens kann nicht Sache des
Gerichts sein. Das müssen die Partner schon unter sich ausmachen. Zu
hoffen ist auch, dass die Grünen bei ihrer Ablehnung der
Zypries’schen Gesetzespläne standhaft bleiben.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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