Lausitzer Rundschau: Zu Arbeitsmarkt: 5,1 Millionen Schicksale
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Arbeitsmarkt:
Rund 41 000 Arbeitslose weniger, das ist kein Erfolg, das ist ein unrühmliches Nichts im Angesicht von 5,176 Millionen Menschen, die im März ohne Arbeit waren. Insofern haben die Oppositionsparteien Recht, wenn sie Zeter und Mordio rufen angesichts des kessen Versuchs von Bundeswirtschaftsminister Clement, das triste Grau der März-Statistik österlich bunt anzumalen. 5,1 Millionen, das sind 5,1 Millionen Einzelschicksale. Und das sollte jeden, der sich zu diesem Thema äußert, zu höchster Seriosität mahnen. Zwar ist wahrscheinlich, dass im Mai/Juni die Schreckenszahl Fünf durch eine Vier vor dem Komma ersetzt wird. Doch wer sagt denn, dass sich nicht schon im Spätherbst dieser Trend wieder ins Negative verkehrt? Denn mehr als ein Prozent Wachstum sieht hier zu Lande ernsthaft niemand auf weiter Flur. Diese düstere Erwartung ist das eigentliche Menetekel an der Wand. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es zudem nur eine Gewissheit: Alles, was man als Maßnahmen zur Belebung von Investition und Konsum auf den Weg bringt, braucht Zeit, bis es wirkt. Viel mehr Zeit, als uns lieb ist. Auch diese Ernüchterung muss vor dem Hintergrund hektischer Griffe in die Konjunktur-Werkzeugkisten ehrlicher beim Namen genannt werden. Über Nacht schaffen weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb Millionen neuer Jobs. Die Neuberechnung der Arbeitslosenstatistik, wonach Sozialhilfeempfänger seit 1. Januar einbezogen werden, ist eigentlich vernünftig. Politisch ist sie fast so etwas wie ein kühl geplanter Selbstmord. Die Wahl in Schleswig-Holstein lieferte erste Indizien dafür, die in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai wird Rot-Grün vermutlich ein richtiges Waterloo bescheren. Das wird auch Wolfgang Clement durch Sprücheklopfen nicht verhindern können. Bei allem Respekt dafür, dass Optimismus sehr wohl zum psychologischen Handwerkszeug eines Wirtschaftsministers gehört.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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