Lausitzer Rundschau: Herzberger Bad-Armaturen-Hersteller vor dem Aus
Ein Tiefschlag
Cottbus (ots)
Wie ein Schlag in die Magengrube hat die Herzberger Grohe- Mitarbeiter gestern die Nachricht getroffen: Die Unternehmensberater von McKinsey empfehlen, ihr Werk zu schließen. Als einzige Alternative schlagen sie die Übernahme des Werkes durch die Mitarbeiter vor und die wäre an eine stramme Kostensenkung gebunden. Zwar wird beschwichtigt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Für die Herzberger aber ist nur eines klar: Ihr Lohn für jahrelanges Mitziehen im Interesse des Unternehmens ist nun der Rausschmiss. Die letzte Umstrukturierung eingeleitet nach der Übernahme des einstigen Familienunternehmens durch den britischen Finanzinvestor BC Partners im Jahr 1999 hatte die Weichen bereits zu ihren Ungunsten gestellt. Die Gießerei wurde geschlossen, Produktion verlagert, geblieben sind lediglich personalintensive Montagearbeiten. Das schien auf den ersten Blick von Vorteil. Jetzt, da die Effektivität des Standortes an asiatischen Billigproduzenten gemessen wird, entpuppt er sich als unerwünschter Kostenfaktor, den die neuen Gesellschafter einfach nur loswerden wollen. Es sind internationale Finanzinvestoren, auf den Aufkauf von Firmen spezialisiert und geübt darin, sie nach einer Bereinigung Gewinn bringend weiterzuverkaufen. Den Herzbergern vorzuschlagen, ihr Geschick selbst zu bestimmen und das Werk zu übernehmen, ist eine Frechheit. Wenn schon ein Konzern, der seit Jahren satte Gewinne einstreicht, nicht mehr bereit ist, den Standort zu erhalten, warum sollten es dann die Mitarbeiter tun? Weil Grohe vielleicht doch noch ein paar deutsche Kunden hat und ein Teil der Duschpaneele schneller bei ihnen sein muss, als es eine mehrwöchige Schiffspassage von Grohe-Werken in Thailand oder China nach Deutschland möglich macht? Das wäre vielleicht ein Grund, aber warum führt Grohe dann nicht das Werk selber fort, notfalls mit weniger Mitarbeitern als bisher? Das wäre gepaart mit einer sinnvollen Umstrukturierung der Produktion immer noch besser als eine Schließung. Die Sache stinkt. Fragen über Fragen sind offen. Das Werk mit rund 300 Beschäftigten ist nach Campina Elsterwerda einer der größten Arbeitgeber in der Wirtschaft des Elbe-Elster-Kreises. Über Jahre gab es Fördermittel vom Land. Damit sind auch Pflichten verbunden. Brandenburgs Wirtschaftsminister und der Ministerpräsident sollten wenigstens versuchen, das Unternehmen bei diesem Schopfe zu packen und zum Bleiben zu bewegen. Es ist ihr ländlicher Raum, der ausblutet, aber im geplanten neuen Förderkonzept zu kurz kommt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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