Lausitzer Rundschau: Zu Michael Jackson/Urteil: Davongekommen
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Michael Jackson/Urteil:
Kein Lächeln, kein Jubel, kein Siegeszeichen, nur ein müdes Winken der einstige King of Pop Michael Jackson verließ das Gerichtsgebäude in Santa Monica äußerlich als gebrochener Mann. Wahrscheinlich war ihm klar, was viele Prozessbeobachter dachten oder auch aussprachen: Der Pop-Star war gerade noch einmal davongekommen. Vielleicht, weil er trotz Karriere-Absturz offenbar immer noch auf einen Promi-Bonus bauen konnte. Und weil auch in den USA der juristische Grundsatz gilt: im Zweifel für den Angeklagten. Denn glaubhaft präsentierte sich die Hauptzeugin der Anklage, die Mutter des vermeintlichen Opfers, nun wahrlich nicht. Trotz des Urteils der Jury bleiben aber Verdachtsmomente und ein schlechtes Gefühl nach allem, was der Prozess zu Tage gefördert hatte. Was ist von einem Mittvierziger, einem dreifachen Vater, zu halten, der regelmäßig mit Jünglingen sein Bett teilt, an sie Alkohol ausschenkt und der sich selbst wie ein Kind benimmt? Schon bevor der Prozess bizarre Einzelheiten aus dem Privatleben Jacksons öffentlich machte, hatte 2003 eine BBC-Reportage einen Blick hinter die Kulissen der Neverland-Ranch ermöglicht und Jacksons damaliges Interview löste Ablehnung aus. Kein Wunder, dass gestern 67 Prozent der Amerikaner unzufrieden mit dem Freispruch waren und auch hier zu Lande ist die Skepsis groß. Da gilt auch nicht der Hinweis auf die problematische Kindheit als Star eines gewalttätigen Vaters, die Wunden hinterließ. Das Urteil ist ein Schlusspunkt, doch wie geht es weiter? Bislang lehnte Jacko jede Therapie ab, die ihm helfen könnte, mit der Wirklichkeit klarzukommen. Und auch deshalb scheint zweifelhaft, dass ein Comeback gelingt. Alben wie Thriller oder Bad sind Geschichte. So wie sich Jackson zu einer gespensterhaften Kunstfigur wandelte, verlor seine Musik ihr Leben.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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