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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zum Mordfall Carolin: Gratwanderung

Cottbus (ots)

Noch ist nicht sicher, ob der verhaftete 29-Jährige wirklich der
Mörder von Carolin aus Mecklenburg-Vorpommern ist. Doch schon seine
Festnahme als dringend Tatverdächtigen macht viele Menschen wütend.
Denn der Mann war erst seit wenigen Tagen auf freiem Fuß, nachdem er
sieben Jahre Haft wegen einer brutalen Vergewaltigung und
Verschleppung seines damaligen Opfers abgesessen hatte. Wieso konnte
der wieder freikommen, fragen sofort viele angesichts des jetzt gegen
ihn erhobenen Mordverdachtes. Von da bis zur pauschalen Kritik an
Richtern, Psychiatern und dem Gesetzgeber ist es nur ein kleiner,
aber falscher Schritt. Die Justiz in Deutschland macht es sich nicht
zu leicht damit, die Gesellschaft vor gefährlichen Straftätern zu
schützen. Vor einem Jahr erst wurde die gesetzliche Möglichkeit
geschaffen, auch nach einer Verurteilung noch über eine
Sicherungsverwahrung zu entscheiden. Damit können Gewalttäter auch
nach Haftverbüßung unter Verschluss gehalten werden, wenn ihre
Gefährlichkeit vorher nicht klar erkennbar war oder wenn sie von den
Richtern unterschätzt wurde. Davon wird Gebrauch gemacht, wie ein
Fall zeigt, der gerade am Landgericht Cottbus verhandelt wird. Um die
Gefährlichkeit dieses Täters einzuschätzen, können die Gutachter auf
Akten über mehr als ein Dutzend begangener Sexualdelikte
zurückgreifen. Anders bei dem 29-Jährigen, der Carolin erschlagen
haben soll. Er saß bisher nur einmal wegen Vergewaltigung hinter
Gittern. Zukunftsprognosen sind da äußerst schwer und bleiben eine
Gratwanderung. Sozialtherapeuten konnten bei dem Mann jedenfalls
keine besondere Gefährlichkeit erkennen. Wer absolute Sicherheit
will, müsste jeden Vergewaltiger gleich nach der ersten Tat
lebenslänglich einsperren. Das ist mit einem Rechtsstaat nicht zu
vereinbaren. Trotz aller Tragik des Mordfalls Carolin.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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