Lausitzer Rundschau: Zu Hiroshima/Jahrestag: Beunruhigend
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Hiroshima/Jahrestag:
Die Fotos und Filmaufnahmen sind dutzende Male gezeigt worden und dennoch berühren sie auch nach 60 Jahren auf grausame Art und Weise. Der Schrecken auf den Bildern aus Hiroshima ist hundertfach beschrieben und analysiert worden und dennoch bleibt er unfassbar. Er übersteigt die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft sowohl das Ausmaß des Grauens als auch die damit verbundene Frage, wie Menschen dazu fähig sind. Mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und später Nagasaki verfolgten die USA damals vor allem zwei Ziele: Zum einen sollte der Kriegsgegner Japan zu einer schnellen Kapitulation gezwungen werden, zum anderen war der Einsatz der Bombe für Washington auch eine Machtdemonstration im bereits absehbaren Kalten Krieg. Bis heute streiten Historiker über die Frage, ob der Abwurf der Bombe unter militärischen Gesichtspunkten eine Notwendigkeit oder ein Verbrechen war. Aus menschlicher Sicht kann nur letzteres mit Ja beantwortet werden. Die Leiden des 6. August 1945 reichen weit über diesen Tag hinaus, selbst Schilderungen von Überlebenden können nur einen unvollständigen Eindruck ihrer Qualen vermitteln. Und dennoch kann es nicht genug Erinnerung geben. Denn der nach Hiroshima undenkbar gewordene Einsatz von Atombomben ist inzwischen durchaus wieder denkbar. Dabei ist es nicht damit getan, nach der Bombe strebende Länder an den Pranger zu stellen. Dass im Mai die UN-Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag scheiterte, lag nicht zuletzt am fehlenden Willen der USA, sich vertraglich auf irgendetwas festzulegen, was ihr eigenes militärisches Potenzial betrifft. In einem Monat treffen sich die Unterzeichnerstaaten des Vertrages erneut seit Hiroshima im beunruhigenden Wissen, dass die Menschheit ihrer Existenz selbst ein Ende setzen kann. Nicht zuletzt darum müssen dem Streben mehrerer Länder nach dem Status einer Atommacht die Etablierten ernsthafte und greifbare nukleare Abrüstung entgegensetzen. Denn je mehr Länder über Atomwaffen verfügen und je weniger diese Staaten sich in Verträge und Organisationen einbinden lassen, umso schwieriger ist die Kontrolle. Und umso eher droht der seit Hiroshima und Nagasaki geltende Grundsatz zu fallen, Atomwaffen nicht einzusetzen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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