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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zum Jahrestag des Einmarsches in die CSSR: Vergesslichkeit

Cottbus (ots)

Es jährt sich an diesem Wochenende ein Tag, der, wenn auch
inzwischen wenig beachtet, immer noch viel aussagen kann. Vor 38
Jahren, in der Nacht zum 21. August 1968 rollten in der damaligen
Tschechoslowakei die Panzer des Warschauer Paktes, um das zu beenden,
was Prager Frühling genannt worden und tatsächlich ein Versuch war,
dem Würgegriff der Sowjets zu entkommen und selbst bestimmt zu leben.
Dabei war die so beschämende Hilfe der DDR beim Überfall auf die
Tschechen und Slowaken ja kein Einzelfall. Auch in den Folgejahren
gab es immer wieder direkte oder wenigstens propagandistische
Unterstützung für Diktaturen, zuletzt im Frühjahr 1989, als
chinesische Panzer den Protest der Jugend des Landes niederwalzten.
Vor 38 Jahren sind aber auch in der ganzen DDR Tausende von Menschen
aufgestanden und haben ihre Stimme erhoben zum Protest. Viele haben
dafür hart bezahlt, saßen Monate, manchmal Jahre im Gefängnis – eines
Flugblatts oder einer an die Wand geschriebenen Parole wegen. Eine
Fahne des überfallenen Bruderlandes, demonstrativ am Fahrrad
angebracht, reichte für eine Zuführung zum nächsten Revier. Es ist
die Wut, es sind die Tränen und der Schmerz jenes 20. August 1968 in
Prag, in Warschau und in Budapest so wenig vergessen wie der Mut
derer in der DDR, die sich nicht abfinden konnten mit der
Komplizenschaft des eigenen Landes. Dergleichen aber gerät bei der
gegenwärtigen Diskussion um den Blick zurück gerne ins Vergessen. Da
tummeln sich immer noch die, die Beifall klatschten, als in Prag die
Freiheit starb. Da will sich auch keiner dafür rechtfertigen, dass er
wegschaute, wenn damals ein Kollege oder Bekannter von der Sicherheit
abgeholt wurde. Da wird dann die Lüge zur Gewohnheit und der
Schrecken zum friedlichen Alltag. Wer damit leben kann, sollte sich
seinerseits nicht ärgern, wenn andere Vorurteile pflegen, die nichts
mit der Wirklichkeit zu tun haben. Denn wer die Wahrheit einfordert,
muss auch beweisen, dass er sie selbst erträgt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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