Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zu Kirchhof: Der letzte Strohhalm
Cottbus (ots)
Eigentlich sollen die Bürger am 18. September über Angela Merkel und Gerhard Schröder abstimmen. Doch inzwischen dreht sich der politische Schlagabtausch nur noch um Paul Kirchhof. Das ist einerseits erstaunlich. Denn der Steuerexperte im Auftrag der Union bekleidet keinerlei politische Ämter. Und ob er jemals zu Finanzminister-Ehren kommt, steht auch bei einer schwarz-gelben Machtübernahme in den Sternen. Andererseits bietet der Professor aus Heidelberg so viel Angriffsfläche, dass die amtierende Regierung mit dem Klammersack gepudert wäre, sich die Chance entgehen zu lassen. Kirchhof ist zweifellos ihr letzter Strohhalm in diesem langweiligen Kurzwahlkampf. Der Mann wirbt mit einem Steuermodell, dessen Faszination in seiner bestechenden Schlichtheit liegt: Steuersubventionen weg, Einheitssteuersatz her. Politisch betrachtet, birgt der Plan freilich so viel Sprengstoff, dass er das Merkel-Lager zunehmend nervös macht. Die Anhebung der Mehrwertsteuer sowie die Abschaffung der Steuerfreiheit bei Feiertags- und Nachtzuschlägen sind schon starker Tobak genug im Wahlprogramm der Union. Aber Kirchhof will mindestens weitere 416 Grausamkeiten auf den Weg bringen. Nur, er sagt nicht welche. Das ist nicht nur taktisch unklug. Das ist einfach dumm. Wer eine solche Hausnummer nennt, der muss auch Farbe bekennen. Doch Kirchhof ist der Schreck über seine eigene Courage offenbar so sehr in die Glieder gefahren, dass er sich auf Dementis verlegt: Das Arbeitslosengeld soll plötzlich genauso wenig von seiner Rasenmäher- Idee betroffen sein, wie die nebenberufliche Aufwandsentschädigung. Merkel kann von Glück sagen, dass schon am übernächsten Sonntag gewählt wird. Bis dahin dürfte sich der Schaden durch Kirchhof in Grenzen halten.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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