Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Irak nach der Abstimmung über die Verfassung: Das gespaltene Land
Cottbus (ots)
Es stand nicht infrage, dass die große Mehrheit der Wähler im Irak dem Entwurf einer Verfassung zustimmen würde. Die religiösen und politischen Führer der Schiiten und Kurden hatten ausnahmslos für die Annahme geworben. Offen blieb nur, ob es dem militanten sunnitischen Widerstand gelingen würde, genügend Nein-Stimmen in drei Provinzen zu mobilisieren. Nach den letzten Meldungen ist dies nicht gelungen. Aber die ersten Resultate zeigen auch, wie tief das Land inzwischen gespalten ist. Im Süden und im Norden stimmten weit über 90 Prozent zu, in den sunnitischen Hochburgen erreichte umgekehrt die Ablehnung ähnliche Werte. Wir sind es gewohnt, die Entwicklung im Zweistromland vor allem als Ergebnis des von außen und mit militärischer Gewalt erzwungenen Machtwechsels zu sehen. Dass dabei die für einen wirklichen Regimewechsel notwendige Befriedung des Landes nicht erreicht wurde, hat schreckliche, blutige Konsequenzen. Letztlich aber sind weder Präsident Bush noch die Selbstmordkommandos der Islamisten die bestimmenden Kräfte. Der Irak spiegelt in seiner Zerrissenheit und Verwundbarkeit vor allem eine jahrzehntelange Geschichte der Unterdrückung wieder. Es gab dabei, wie in jeder Diktatur, die Kriegsgewinnler des Feldzuges gegen das eigene Volk. Saddam Hussein hat es meisterhaft verstanden, sich auf die sunnitische Minderheit zu stützen und diese reagiert agressiv auf den Verlust ihrer Macht. Das Votum zur Verfassung hat dies einerseits erneut bestätigt. Es hat aber auch gezeigt, dass weite Teile des Landes auf dem Weg sind zu einem neuen, wenigstens in Ansätzen demokratisch bestimmten Irak.
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