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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zu Rau: Wahrlich ein Mensch

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Rau:
Es ist von besonderer Tragik, wenn Menschen nach einem langen
beruflichen Wirken keine Zeit verbleibt für das, was einen geruhsamen
Lebensabend ausmacht. Johannes Rau ist schon wenige Monate nach
seinem Abschied vom Amt des Bundespräsidenten schwer erkrankt und
konnte kaum etwas von dem noch unternehmen, was er sich aufgespart
hatte für die Tage ohne vollen Terminkalender. Aber für einen wie
ihn, der nichts anderes kannte als die stetige Verpflichtung, war der
Müßiggang sowieso nicht vorgesehen. Er hatte ja noch Pläne. Seine
Papiere ordnen wollte er, vielleicht auch etwas aufschreiben. Nur
Enthüllungen sollte bitte keiner erwarten, sagte er beim Ausscheiden
als Staatsoberhaupt. Schließlich hatte er ja auch so gelebt, dass es
nicht allzu viel zu enthüllen gab. Johannes Rau war in erstaunlichem
Maße erkennbar, auch durchschaubar. Sein später Wunsch, das höchste
Amt unserer Demokratie auszuüben, hatte auch einen nicht ganz ernsten
Beigeschmack. Da wollte es seltsamerweise einer noch mal wissen, der
doch schon alles erreicht hatte. Da war auch seine Unsicherheit
darüber, was er bewirkt hatte und ob er einfach aufhören können
würde. Er war darin wie so oft in seinem Leben allzu menschlich –
menschlich in einem ganz ungewöhnlichen Maße für einen
Spitzenpolitiker. Dieser Mann war uns in seiner Liebe zum Leben
zugetan, ein Menschenfreund auf erfrischend ungezwungene Art. Jeder,
der ihm begegnete, spürte das auch. Damit war er, der bekennende
Christ, in der deutschen Sozialdemokratie gut aufgehoben und für die
Partei unverzichtbar. Dass dann Tage kamen, wo er auch gegenüber den
eigenen Genossen von der Gerechtigkeit reden musste, hat ihn
sichtbar, hörbar geschmerzt. Sie haben sich um das Vaterland verdient
gemacht, heißt es von bedeutsamen Politikern. Johannes Rau hat auch
etwas anderes getan. Er hat mit den Menschen gelebt. Jeder konnte mit
ihm lachen, aber er konnte jedem auch sehr genau zuhören und er
konnte mitfühlen. Er wird dieser Republik fehlen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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