Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau: Eiskunstlauf-Trainer Ingo Steuer, die Stasi und Olympia
Ein fragwürdiger Sieg
Cottbus (ots)
Juristisch hat Ingo Steuer gestern vor dem Berliner Landgericht einen Sieg gegen das Nationale Olympische Komitee (NOK) errungen. Der Chemnitzer, wegen seiner früheren Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR eigentlich nicht nominierte Eiskunstlauftrainer, hat vorerst seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen erzwungen ein äußerst fragwürdiger Sieg. Denn das Gericht bewertete formaljuristische Vorgänge, nicht Inhalte. Für 4400 DDR-Mark war der heute 39-Jährige laut Aktenlage zwischen 1985 und 1989 als IM Torsten tätig. Zweifellos eine Fehlentscheidung Steuers. Für das NOK war und ist deshalb der Trainer Ingo Steuer für die deutsche Olympia-Mannschaft nicht tragbar. Steuers Vergangenheit zu DDR-Zeiten und das Ausmaß seiner Spitzeldienste für die Stasi führten im Einklang mit den Erkenntnissen der Birthler-Behörde und der Empfehlung der unabhängigen Stasi-Kommission zu dieser Entscheidung. NOK und deutsche Mannschaft gehen jetzt nicht unbelastet nach Turin. Der Verband muss sich nach diesem Urteil Vorwürfe gefallen lassen, mit seinen Erkenntnissen über Steuer nicht sorgfältig genug umgegangen zu sein. Und der deutschen Mannschaft drohen in Turin weitere Diskussionen auf unangenehmen Nebenschauplätzen. Steuer sollte sich dennoch nicht als Gewinner fühlen, zumal das NOK am Abend Berufung gegen das Urteil einlegte. Denn der Chemnitzer glänzte in der Diskussion um seine frühere Stasi-Mitarbeit bisher durch Ignoranz (Ich weiß, dass ich nichts Böses getan habe.), spannte zeitweise sogar die von ihm betreuten Paarlauf- Vizeeuropameister Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy vor seine Karren und stellte sich als Verfolgter dar. Ein Wort des Bedauerns, ein Wort der Entschuldigung oder eine Erklärung für sein Handeln gab er bisher nicht. Deshalb ist Ingo Steuer trotz des Erfolges vor Gericht der wahre Verlierer.
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