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Lausitzer Rundschau: Lausitzer Rundschau zur Integration von Migrantenkindern: Ins soziale Niemandsland

Cottbus (ots)

Die Berichte aus Berlin-Neukölln sind Viagra für
Populisten. Ein paar Tage "Schnupperknast" empfiehlt Brandenburgs 
Innenminister Jörg Schönbohm, Baden-Württembergs Ministerpräsident 
Günther Oettinger will Elternabende zur Pflicht machen - war er je 
auf welchen? - und bei Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber fliegen 
randalierende Schüler aus der Klasse. Aber wohin, bitte, fliegen sie?
Bestimmt nicht in die Türkei.
 Die so reden sind Mitverursacher des Problems. Jahrzehntelang haben 
sie den Satz vor sich hergetragen, dass Deutschland kein 
Einwanderungsland sei. Asylbewerber sollten gerade nicht deutsch 
lernen. Sie sollten wieder weg und die "Gast"-Arbeiter ebenso. Aber 
sie sind trotzdem hier geblieben, ohne Förderung, ohne Forderung, 
ohne Integration. Und nun beschimpfen die Politiker deren 
"missratene" Kinder, die nichts kennen als ihr Ghetto, dafür, dass 
sie nichts anderes kennen als ihr Ghetto und seine Sprache, die 
Gewalt.
 Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau hat schon vor Jahren 
unangenehme Wahrheiten ausgesprochen, auch gegen jene, die mit ihrem 
multikulturellen Gewährenlassen die andere Hauptursache des Problems 
sind. Mit blinder Bewunderung für das Fremde und Abneigung gegen das 
Deutschsein haben sie Integration gepredigt, aber 
Parallelgesellschaften produziert. "Es gibt eine falsche 
Ausländerfreundlichkeit, die so tut, als müsse man nicht Deutsch 
lernen, wenn man auf Dauer bei uns leben will", sagte Rau.
 Ein Integrationsgipfel soll nun her. Ein Gipfel ist noch keine 
Lösung, aber ein erster Schritt. Das Thema wäre endlich da, wo es 
hingehört, in die Mitte deutscher Politik. Dann ginge es endlich um 
Schule, Elternhaus, Nachbarschaft, Sicherheit, Sozialarbeit, 
Lehrstellen, Frauenrechte. Aber ein solcher Integrationsgipfel kann 
nur Erfolg haben, wenn er anders an das Problem herangeht als bisher.
Wenn das Ziel lediglich ist, den Ausländern beizubringen, "wie wir 
bei uns in Deutschland leben", so eine häufig gehörte Floskel, kann 
man es gleich lassen. Das ist nur eine mit Anforderungsprofilen für 
Migranten verschleierte Fortsetzung der Ausgrenzungspolitik. Sie 
beginnt mit Wissenstests und soll mit erleichterter Abschiebung 
enden.
 "Integration ist eine Leistung, die wir beiden abverlangen müssen, 
denen, die hier sind, und denen, die hinzukommen", hat Rau gesagt. 
Sie verlangt den Deutschen auch etwas ab, nämlich den echten Willen, 
mit Migranten zusammenzuleben - und Geld. Es ist übrigens nicht 
rausgeworfenes Geld. Wenn hernach die Schulen besser ausgestattet 
sind, wenn es mehr Sozialbetreuung, Lehrstellen und Elternarbeit gibt
und weniger Toleranz gegen Gewalt, dann ist das nebenbei auch eine 
Antwort auf die Probleme, die manche Jugendliche haben, deren 
Elternhaus durchaus urdeutsch, aber genauso sozial schwach ist, und 
die nirgendwohin abgeschoben werden können, außer dorthin, wo sie 
zusammen mit den Migrantenkindern schon lange sind: ins soziale 
Niemandsland.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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