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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: zu: Rassismus und Integration in Deutschland

Cottbus (ots)

Als WM-Fan, sagen wir aus der Elfenbeinküste, wird
man, wenn man demnächst zu Gast bei den Freunden in Deutschland ist, 
seinen Aufenthalt sorgfältig planen. Man wird aufpassen, dass man in 
seiner Gruppe bleibt, man wird grölenden Einheimischen aus dem Weg 
gehen, man wird sich die Potsdamer Schlösser lieber schenken. Denn 
für einen Farbigen - es kann aber auch ein Weißer sein, der zufällig 
zur falschen Zeit am falschen Ort ist - besteht bei Unachtsamkeit 
Lebensgefahr. Längst nicht immer, längst nicht überall, aber sie 
besteht. Welcome to Germany.  Die zwei Ereignisse, der Ehrenmord in 
der Berliner Familie Sürücü an der "verwestlichten" Tochter und der 
brutale Überfall auf den deutschen Staatsbürger dunkler Hautfarbe in 
Potsdam, gehören nicht unmittelbar zusammen. Und doch zeigen sie zwei
extreme Auswüchse gesellschaftlicher Probleme, die nicht weiter 
wachsen dürfen.  Zuerst die Gewalt. In beiden Fällen zählte das 
Menschenleben buchstäblich nichts. Im Fall der Familie Sürücü steht 
nun sogar wie zum Hohn die Forderung der Familie des Täters im Raum, 
das Sorgerecht für das durch Mord verwaiste Kind zu bekommen. Die 
Potsdamer Täter haben sich dagegen feige verkrochen. Ihre Tat wird 
aber bei den Treffen der Rechtsradikalen sicher schon gebührend 
gefeiert. Kein Problem mit Mord und Totschlag, mit einfacher 
Körperverletzung beim Volksfest oder auf dem Schulhof schon lange 
nicht mehr. Das Sinken der Gewaltschwelle ist eine zentrale 
Herausforderung für alle Ebenen unserer Gesellschaft, private wie 
öffentliche. Sie erfordert auch eine entschlossene Rechtsprechung.
 Zweitens die kulturelle Kluft. Nicht nur die hintertürkische 
Ehrenmordfamilie hat ein Integrationsproblem, auch die deutschen 
Glatzköpfe haben es. Die einen wie die anderen kommen in einer Welt 
nicht zurecht, die die Kulturen vermischt. Beide ziehen sich in 
Parallelgesellschaften zurück und je mehr sie dies tun, umso mehr 
folgen sie ihren eigenen, kruden Gesetzen und wenden sie ohne Hemmung
an. Die Antwort kann hier nur lauten: Der Kampf um die Durchsetzung 
unserer Leitkultur muss von der Mehrheitsgesellschaft angenommen 
werden. Diese Leitkultur ist nicht deutsch, sondern europäisch. Sie 
ist definiert durch die Aufklärung, die Demokratie, die 
Menschenrechte und das Grundgesetz. Sie ist offen und nicht 
ausgrenzend. Man wird um die Seelen und Herzen im Guten kämpfen 
müssen, mit Angeboten und Kursen. Man wird aber auch Härte und 
Widerstand aufbieten müssen, wo dies geboten ist. Im Zweifel: null 
Toleranz.  Es ist ein fatales Signal, wenn die Bundesregierung 
ausgerechnet jetzt sowohl die Gelder für Integration als auch die für
Initiativen gegen Rechts kürzen will. Der Bundestag muss dies 
korrigieren. Und zwar noch bevor die WM-Gäste kommen.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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