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Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Vorschlag Stefan Müllers, Zwangsdienste für Hartz-IV-Empfänger einzuführen: Watschen statt Chancen

Cottbus (ots)

Schmarotzer, Drückeberger, Schwarzarbeiter - das
ist das Bild, das einige Politiker offenbar von Langzeitarbeitslosen 
haben. Die unsägliche Debatte um den Missbrauch von Hartz-IV-Geldern 
findet mit den jüngsten Äußerungen des CSU-Mannes Stefan Müller ihren
Höhepunkt. Er fordert einen täglichen, ehrenamtlichen 
Gemeinschaftsdienst für Langzeitarbeitslose. Damit spricht er de 
facto von Zwangsarbeit, die gegen das Grundgesetz verstößt.
Dass der Jung-Politiker ausgerechnet Deutschlands auflagenstärkstes 
Boulevardblatt als Herold seines Vorstoßes gewählt hat, spricht 
Bände. Schließlich ist die Gazette nicht für ihre differenzierte 
Weltanschauung bekannt. Deshalb könnte der Vorschlag als Versuch 
gewertet werden, die Scheinwerfer in die hinteren CSU-Reihen zu 
lenken und sollte im Grunde als Polemik ignoriert werden. Wären da 
nicht die tiefe Menschenverachtung, Unkenntnis und Ignoranz, die aus 
diesen Worten sprechen. Sie zeigen anschaulich, wie weit der 
Politzirkus mittlerweile vom wirklichen Leben entfernt ist.
Denn in einer Gesellschaft, in der Ansehen durch Arbeit definiert 
wird, bleibt kaum einer freiwillig Zuhause. Dieser Mythos hat sich in
den Politikerköpfen festgesetzt, seitdem die Hartz-IV-Ausgaben 
explodieren. Doch daran ist nicht die vermeintliche Gier der 
Bedürftigen Schuld, sondern die Unfähigkeit der Beschwerdeführer 
selbst. Denn die sind bis dato nicht in der Lage, ein gerechtes und 
sozial verträgliches Gesetz zu verfassen, das den Betroffenen endlich
Chancen statt Watschen bietet.

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