Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Einsatz der Bundesmarine im Nahen Osten: Das Abenteuer
Cottbus (ots)
Es muss ein Scharlatan sein, wer behaupten will, er könne einigermaßen zuverlässig vorhersagen, was sein wird im Nahen Osten. Dort, wo bald deutsche Seestreitkräfte ihren Teil beitragen sollen zur Befriedung, ist wie schon so lange und immer wieder zu vieles an Unvorhersehbarem möglich. Israel, der Libanon, die Hisbollah, die Hamas und die Reste der einstigen Arafat-PLO, sie alle stecken mitten in einem Prozess der Neuorientierung. Der jüngste Krieg hat nicht nur eine breite Spur der Verwüstung hinterlassen. Er hat den Gegnern auch ihre eigenen Grenzen aufgezeigt. Es gab keinen Sieger, nur Verlierer. Selbst die Hisbollah lässt inzwischen Nachdenklichkeit erkennen. Dazu kommt jetzt das massive militärische Engagement Europas: Dies ist in dieser Form etwas völlig Neues in dieser Region. In der Nachdenklichkeit der Kontrahenten wie im Einsatz liegt eine große Chance. Aber dieses Neue beinhaltet gleichzeitig auch eine unberechenbare Gefahr. Denn eine erfolgreiche Befriedung des Nahen Ostens, zunächst an der israelisch-libanesischen Grenze und dann vielleicht auch in den von Palästinensern bewohnten Gebieten, kann von einigen der Akteure der von Gewalt zerrissenen Region als Kriegserklärung begriffen werden. Mit der Befriedung würde die Debatte um die Form der Herrschaft in den jeweiligen Gesellschaften unvermeidlich. Es kann, es wird wohl leider ziemlich sicher zu brutalen Versuchen kommen, die europäische Intervention zu beenden. Sie ist für islamistische Terrorgruppen kaum weniger annehmbar als die Besetzung des Iraks durch die Amerikaner und Briten. Italien, Frankreich, vielleicht auch Deutschland werden geprüft werden in ihrer Bereitschaft, das Leben der eigenen Söhne und Töchter einzusetzen. Es bedarf für den guten Ausgang dieses Abenteuers eines gemeinsamen Vorgehens der beteiligten europäischen Staaten. Aber dies dürfte allen Regierungen auch hinreichend klar sein. Denn im Gegensatz zu den üblichen EU-Querelen kann aus jedem Fehler sehr blutiger Ernst werden.
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