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Lausitzer Rundschau: Zum weiteren Afghanistan-Engagement: Initiative ergreifen

Cottbus (ots)

Die breite Mehrheit im Bundestag für eine
Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes um ein weiteres Jahr täuscht 
über die wachsenden Zweifel hinweg. Nach fünf Jahren und 18 toten 
Bundeswehrsoldaten wird immer häufiger die Frage gestellt: Wie lange 
noch?
Aber es gibt kein zurück. Kanzlerin Angela Merkel hat zu Recht darauf
hingewiesen, dass die Staatengemeinschaft ein Vakuum hinterlassen 
würde, wenn sie Afghanistan aufgäbe. In das würden die Taliban stoßen
und auch Al Qaida. Alles wäre umsonst gewesen. Deutschland stellt mit
bis zu 3000 Soldaten das zweitgrößte Truppenkontingent, es ist in 
Afghanistan aber auch zivil stark engagiert. Der Vertrag, der nach 
dem Afghanistan-Krieg die Stabilisierung des Landes erreichen sollte,
wurde in Deutschland ausgehandelt und trägt den Namen Bonner 
Abkommen.
Es kann für den Einsatz angesichts der wachsenden Schwierigkeiten nur
eine Devise geben: besser, entschlossener, koordinierter. Viele der 
Ziele des Bonner Abkommens sind erreicht. Sechs Millionen Kinder 
gehen wieder zur Schule, auch die Mädchen. Eine afghanische Armee ist
im Aufbau, ebenso die Polizei. Präsident und Parlament wurden 
demokratisch gewählt. Nicht erreicht wurde jedoch die Entwaffnung der
Milizen, und nicht erreicht wurde die Eindämmung des Opiumanbaus. Er 
ist die Finanzquelle auch der Taliban, die seit einigen Monaten 
wieder eine Offensive führen. Aber auch im Norden, den die Deutschen 
kontrollieren, bleibt es nur relativ friedlich, weil und so lange man
die Warlords mit ihren Geschäften in Ruhe lässt.
Der Aufbau der Zivilgesellschaft, die Verbesserung der Infrastruktur,
mehr Wohlstand, all das hat bisher nur geringe Teile des Landes 
erreicht. Die Schwierigkeiten wachsen, weil Taliban und Kriegsherren 
wieder ihr Haupt erheben, und weil sie auf Rückhalt bei einer 
Bevölkerung stoßen, die von den Aufbau-Milliarden bisher wenig 
gesehen hat. Die Lage droht zu kippen. Diese Analyse lässt nur den 
Schluss zu, dass eine neue Afghanistan-Konferenz notwendig ist, die 
die Ziele und Mittel unter allen Beteiligten neu justiert. Notwendig 
ist auch eine Verständigung mit den USA, die ihr Engagement fast 
ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des Kampfes gegen den Terror 
sehen. Dieser ist jedoch nicht zu gewinnen, wenn nicht gleichzeitig 
der Aufbau ziviler Strukturen gelingt. Es muss um beides gehen, mehr 
Sicherheit und Wiederaufbau. Deutschland hätte Grund genug, dazu die 
Initiative zu ergreifen.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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