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Lausitzer Rundschau: Die USA und der Krieg im Irak: Der Schatten von Vietnam

Cottbus (ots)

Endlich hat US-Präsident George W. Bush jenes
Tabu-Wort auch sagen müssen, das seit Monaten wie eine düstere Wolke 
über den Debatten um den Irak-Krieg hängt: Vietnam, was 
gleichbedeutend mit Niederlage, mit einem nationalen Trauma der 
Supermacht ist. Bush, der die offenkundigen Parallelen dann auch 
gleich wieder weg zu reden versuchte, nähert sich allmählich der 
Strategie seines aus dem Amte gejagten republikanischen 
Amtsvorgängers Richard Nixon an. Er sucht nach einem Weg aus dem 
Desaster, ohne völlig das Gesicht zu verlieren. Seine Visionen vom 
Sieg dessen, was er unter Demokratie versteht, sind Vergangenheit.
Zu offenkundig ist inzwischen das Scheitern der USA im Zweistromland,
als dass es noch länger vernebelt werden könnte. Und zu offenkundig 
erinnert es auch an das missglückte Abenteuer im Dschungel 
Südostasiens. Die US-Armee kann den Irak nicht selbst befrieden. Der 
Versuch, die Aufgabe einheimischen Streitkräften zu übertragen, 
misslingt. Die Zahl der toten amerikanischen Soldaten steigt wieder 
an und das irakische Volk bezahlt einen unerträglich hohen Preis für 
die verfehlte Strategie. Das alles erinnert tatsächlich an die 
Situation in Vietnam zu Beginn der siebziger Jahre, als die 
Amerikaner ihren Kreuzzug begannen. Heute allerdings wissen wir, dass
all die Schreckensgemälde von der totalen kommunistischen 
Machtübernahme in der Region falsch waren. Es hat den Machthabern in 
Hanoi auf Dauer wenig genützt, dass sie die USA besiegten. Sicher, es
gab das schreckliche Blutbad der Roten Khmer in Kambodscha und die 
Flüchtlingsflut.
Der Irak ohne die USA wird einen ähnlichen und doch wieder anderen 
Weg gehen. Er wird zumindest in großen Teilen zum Spielball der 
Mullahs in Teheran werden. Der kurdische Norden wird seinen eigenen 
Weg gehen. Aber all dies wird, wie damals in Vietnam, nicht zu einem 
Dammbruch führen, der den Frieden in der Welt unmittelbar bedroht. 
Was droht, ist eine einschneidende Kurskorrektur der US-Politik. Die 
aber braucht die Welt am wenigsten zu fürchten.

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