Lausitzer Rundschau: Flughafen Tempelhof soll erst 2008 schließen: Sensibler Vorschlag
Cottbus (ots)
Nein, wenn es um den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) geht, gibt es keine schnellen Entscheiddungen. So mussten ganze 16 Jahre vergehen, bis in diesem September mit großem Bahnhof der erste Spatenstich für das Projekt gesetzt werden konnte. Dass in diesem Umfeld partiell immer wieder neuer Streit aufflammen kann und muss, liegt auf der Hand - auch, was die Schließung des innerstädtischen Flughafens Tempelhof betrifft. Zumal die Flughafengesellschaft Berlin und deren Gesellschafter unter finanziellem Druck stehen. Deren Rechnung ist schlicht: Würde Tempelhof nicht im Oktober 2007 geschlossen, sondern noch vier Jahre lang weiter betrieben, droht ein Verlust von rund 52 Millionen Euro. Diese Summe mag angesichts des bislang bekannten Gesamtfinanzierungsbedarfs von rund 3,6 Milliarden Euro beinahe geringfügig erscheinen, ist aber schwerlich zu schultern von den hochverschuldeten Teilhabern. Zwar beteiligt sich der Bund zu 60 Prozent an der Finanzierung, doch sind die restlichen 40 Prozent kein Pappenstiel für die Länder Brandenburg und Berlin. Ist doch das Land Brandenburg bereits mit rund 16,4 Milliarden Euro verschuldet und Berlin erst in diesem Jahr höchstrichterlich aufgefordert worden, seinen 60-Milliarden-Euro-Schuldenberg allein zu schultern. Mehrkosten passen kaum mehr rein in die Haushalte. Die klagenden Fluggesellschaften indes pfeifen darauf. Sie wollen einen innerstädtischen Flughafen - sagen sie. Oder einfach nur um noch bessere Konditionen bei einem Umzug nach Tegel oder Schönefeld pokern - meinen Beobachter. Das ist eine Gemengelage, von der sich das Oberverwaltungsgericht nicht leiten lassen darf. Seine Orientierung sind klare Fakten - beispielsweise die Landesplanung, die die Schließung der Flughäfen Tegel mit Tempelhof vorsieht. Auf dieser Grundlage sahen Beobachter die Abweisung der Klage gegen die Schließung Tempelhofs zum 31. Oktober 2007 schon als sicher an. Doch die Richter zeigten sich sensibler, als gedacht: Ihr Vergleichsvorschlag räumt die Chance ein, auf sachlicher Grundlage eine einvernehmliche Entscheidung zu treffen. Und zwar die, Tempelhof erst ein Jahr später zu schließen. Dadurch hätten die Fluggesellschaften mehr Zeit, sich für Tegel oder Schönefeld zu entscheiden und gleichzeitig würde der Prozess ihrer Entscheidungsfindung durch den möglichen Baufortschritt befördert. Das klingt fair und vor allem annehmbar. Es ist ein Angebot, dass keiner ausschlagen sollte.
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