Lausitzer Rundschau: Initiative gegen zu viel Englisch im Alltag Gesamtkunstwerk Sprache
Cottbus (ots)
Aussichtslose Missionen haben ja etwas Rührendes. Schon deshalb darf sich jenes wackere Häuflein von Bundestagsabgeordneten, das jetzt den Kampf gegen das Eindringen von Anglizismen in die deutsche Sprache aufgenommen hat, jeder Menge Sympathien gewiss sein. Tatsächlich ist in unserem Alltag so mancher Irrsinn zu beobachten: Wenn der Friseurladen in einem Lausitzer Dorf zum "Hair-Shop" mutiert, wenn der Vorgesetzte zum "Meeting" statt zur Besprechung ruft, wenn Dateien aus dem Internet "downgeloadet" statt heruntergeladen werden oder wenn an deutschen Bahnhöfen auf wichtige Angebote nur noch in englischer Sprache hingewiesen wird, dann sorgt das bei vielen, besonders älteren Menschen - in doppeltem Sinne - für Unverständnis. Auf der anderen Seite sollten wir uns eines vor Augen halten: Die Sprache, die wir heute sprechen, ist ein über die Jahrhunderte gewachsenes Gesamtkunstwerk, in das im Laufe der Zeit unzählige Wörter aus etlichen anderen Sprachen integriert wurden - eine Integration, die so erfolgreich war, dass wir uns nicht einmal mehr bewusst sind, dass einst beispielsweise die Kutsche aus dem Ungarischen, die Gurke aus dem Polnischen, die Matratze aus dem Arabischen oder der Joghurt aus dem Türkischen ihren Weg ins Deutsche gefunden haben. Von den hunderten lateinischen, griechischen und französischen Lehnwörtern ganz zu schweigen. Die Übernahme fremdsprachiger Begriffe ist also erst einmal nichts Negatives, sondern unverzichtbarer Bestandteil einer lebendigen, sich im steten Wandel befindenden Sprache. Mit der Globalisierung, deren Sprache nun einmal das Englische ist, hat sich dieser Prozess in den vergangenen Jahren allerdings erheblich beschleunigt. Ihn mit Gesetzen und Vorschriften aufhalten zu wollen, muss eine Illusion bleiben. Dennoch gibt es Hoffnung für all jene, denen die Schönheit der deutschen Sprache am Herzen liegt - nämlich die, dass sich längst nicht alles, was da an Auswüchsen zu beobachten ist, letztlich auch durchsetzen wird. Denn am Ende ist Sprache immer das, was tatsächlich gesprochen wird. Und darüber entscheiden weder Abgeordnete noch Werbetexter, darüber entscheiden wir alle. Demokratischer geht's nicht.
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