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Lausitzer Rundschau: Britischer Premierminister Blair tritt am 27. Juni zurück Krieg und Frieden

Cottbus (ots)

Was bleibt von Tony Blair, wenn er in sieben
Wochen zurücktritt? Krieg und Frieden. Tony Blair ist für die Briten 
vor allem der Mann, der das militärische Fiasko im Irak zu 
verantworten hat. Einer Umfrage zufolge glauben 69 Prozent der 
Briten, dass sie Blair vor allem wegen des Irak-Kriegs in Erinnerung 
behalten. Dabei hat der Premier einiges vorzuweisen: Zum Beispiel 
sein Engagement als Friedensstifter in Nordirland, wo in dieser Woche
eine Regierungskoalition ehemaliger Todfeinde ins Amt eingeführt 
wurde. Der britische Premier hat maßgeblich zur Einigung der 
protestantischen und katholischen Hardliner beigetragen.
In Nordirland konnte er seine Stärken ausspielen: Charme, 
Menschenkenntnis, persönliches Engagement. Und damit hat er noch 
einiges andere erreicht. Wohl nur einem charmanten Machiavellisten 
wie Blair konnte es gelingen, die Labour-Partei radikal auf Reform zu
trimmen. Blair drängte den lähmenden Einfluss der Gewerkschaften 
zurück und machte die einstige stramme Arbeiterpartei für die 
Mittelschichten wählbar. Auch das bleibt von Blair - und der Ruf des 
Reformers könnte das Bild des Kriegstreibers auf längere Sicht sogar 
wieder überlagern. 60 Prozent der Briten glauben, dass Blair ein 
guter Premierminister war. Mit seinem Schatzkanzler und designierten 
Nachfolger Gordon Brown steht er für eine Ära der wirtschaftlichen 
Erfolge mit geringer Arbeitslosigkeit.
Im Moment aber zählt nur der Irak. Daran ändert wohl auch Blairs 
Abschiedsrede nichts, in der er gestern beteuerte, die Entscheidung 
zum Militäreinsatz in gutem Glauben und aus tiefster persönlicher 
Überzeugung gefällt zu haben. Dieses Bekenntnis zielt vor allem 
darauf ab, dass die Briten ihrem Premier zuletzt so ziemlich gar 
nichts mehr glaubten. Schließlich verbreitete Blair mit den 
Amerikanern die Mär von Saddams Massenvernichtungswaffen. Aus dem 
Respekt für sein politisches Geschick wurde der Argwohn über den 
"Spin", die zweifelhafte Kunst, Worte zu verdrehen, Nichtigkeiten 
aufzubauschen, unangenehme Wahrheiten zu verbrämen.
Selbst die regionalen Wahlen in Schottland wurden zuletzt vom Thema 
Irak bestimmt. Labour erlitt eine schwere Niederlage. Und so bleibt 
von Tony Blair auch noch in Erinnerung, dass er die einst 
unangefochtene Hochburg Schottland für Labour verloren hat.

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