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Mitteldeutsche Zeitung: Besetzung der Bundesregierung Thierse: Den Ostdeutschen fehlt die Härte beim Ellenbogeneinsatz

Halle (ots)

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) sieht
auch 20 Jahre nach dem Mauerfall besondere Schwierigkeiten für 
Ostdeutsche, sich bis in politische Spitzenpositionen durchzusetzen. 
"In der Breite scheint mir die Repräsentanz kein Problem zu sein", 
sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" 
(Freitag-Ausgabe). "Aber in der Spitze ist es offensichtlich 
schwierig." Dies zeige unter anderem die Tatsache, dass in der neuen 
Bundesregierung kein gebürtiger Ostdeutscher Minister geworden sei. 
Thierse sieht als einen möglichen Grund, "dass wir Ostdeutschen immer
noch nicht die Härte und Eleganz des Ellbogeneinsatzes gelernt haben,
der notwendig ist". Die Ostdeutschen kämen "aus einer anderen 
Geschichte, haben andere Empfindlichkeiten und noch nicht die gleiche
Cleverness und Härte - außer der Kanzlerin, die das schon viel 
schneller gelernt hat". Der SPD-Politiker fügte allerdings hinzu: 
"Die nachfolgenden Generationen sind gesamtdeutsch. Das wächst sich 
aus."
Eine aktuelle Studie des Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer
von der Freien Universität Berlin, die der "Mitteldeutschen Zeitung" 
vorliegt, belegt, dass politische Parteien 
"Mitgliederrekrutierungsprobleme im Osten" haben. So waren Ende 2007 
rund 2,2 Prozent der Westdeutschen über 14 Jahre Mitglied einer 
Partei, in Ostdeutschland waren es nur noch knapp 1,1 Prozent. Im 
Osten erreiche selbst die mitgliederstärkste Linke "nirgendwo auch 
nur annähernd den Rekrutierungsgrad, den SPD, CDU und CSU in ihren 
westdeutschen Hochburgen aufweisen", schreibt Niedermayer. Der 
Politologe Everhard Holtmann von der Martin-Luther-Universität 
Halle-Wittenberg sagte dem Blatt, dieser Mangel an Mitgliedern habe 
"Auswirkungen auf die Repräsentanz und die Durchsetzungsfähigkeit". 
Er appellierte an die Ostdeutschen, "diese Schieflage durch 
Engagement in Parteien zu korrigieren".

Pressekontakt:

Mitteldeutsche Zeitung
Jörg Biallas
Telefon: 0345 565 4300

Original-Content von: Mitteldeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell

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