Kommentar Mitteldeutsche Zeitung zu Montagsdemonstrationen
Halle (ots)
Die Montagsdemonstration ist tot. Dies wäre nicht so schlimm, wenn es sich dabei nur um die abklingenden Proteste gegen Hartz IV handelte. Es ist aber schlimm, weil damit auch ein historischer Mythos verblasst: Die friedliche Revolution des Jahres 1989 ist immerhin ein Stück deutscher Geschichte, auf das man uneingeschränkt stolz sein darf. Nun ist die Erinnerung an Einmaliges unwiderruflich verdrängt durch weniger Einmaliges. Die durchaus berechtigten Proteste gegen die anstehenden Sozialreformen hätten besser an jedem anderen Tag stattgefunden als ausgerechnet an Montagen. Denn so ist allen Beteiligten (und Nichtbeteiligten) schnell klar geworden, was der Unterschied ist zwischen dem, was damals geschah, und dem, was heute geschieht: Damals kämpfte wahrlich das Volk für die Freiheit. Heute kämpfen Interessengruppen um ihre jeweiligen Belange. Das ist ein gravierender Unterschied.
ots-Originaltext: Mitteldeutsche Zeitung
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